Am Fronleichnamstag wird die nordtschechische Stadt Postoloprty in einem Festakt an die ermordeten Deutschen erinnern
Am 3. Juni 2010 um 17.00 Uhr wird auf dem Friedhof von Postoloprty, dem ehemals deutschen Postelberg, eine Gedenkplatte zur Erinnerung an die Morde in Postelberg und Umgebung nach dem Kriege enthüllt werden. Über 800 sudetendeutsche Zivilisten, zumeist Männer aus Saaz (Žatec), darunter auch Kinder, wurden im Juni 1945 in einer Postelberger Kaserne umgebracht, weitere Morde geschahen im Umland. Insgesamt gab es an die 2.000 Tote. Die Gedenkstätte wurde 2009 vom Postelberger Stadtrat beschlossen. Die Gedenktafel wird in Tschechisch und Deutsch die Aufschrift tragen: „Den unschuldigen Opfern der Ereignisse in Postelberg im Juni 1945“.
Das Massaker wurde bereits 1947 von einer tschechischen Kommission untersucht, die Schuldigen ermittelt. Die Behörden hielten das Ergebnis jedoch geheim, die nach der Vertreibung der Sudetendeutschen neu angesiedelte tschechische Bevölkerung erfuhr davon nichts. Die Untersuchung hatte auch keine strafrechtlichen Folgen. Die Täter sind mittlerweile tot. Die kommunistischen Machthaber zeigten kein Interesse an der historischen Wahrheit.
Aber auch nach der „samtenen Revolution“ von 1989 dauerte es einige Zeit, bis die mittlerweile zugänglichen Akten einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurden. Das Verdienst daran gebührt nicht zuletzt dem Vorsitzenden des deutschen „Fördervereins der Stadt Saaz/ Žatec“, Otokar Löbl, und einer Prager Theatertruppe unter Leitung von Miroslav Bambušek, einem Mitglied der Bürgervereinigung „Mezery“ (Lücken). Bambušek schrieb einen dramatischen Text über die Ereignisse in Postelberg 1939-1945. Im September 2005 wurde die szenische Lesung „Porta Apostolorum“, in der aus den Untersuchungsprotokollen zitiert wird, in Prag uraufgeführt. Mittlerweile war das Dokumentarstück auch in Deutschland zu sehen.
Dass es jetzt zur Anbringung einer Gedenktafel auf dem Postelberger Friedhof kommt, ist ebenfalls dem „Förderverein“ zu verdanken. Seit seiner Gründung 2003 bemühte er sich um ein dauerhaftes Gedenken an die Ermordeten vom Juni 1945 am Ort des Geschehens. In zähen Verhandlungen überzeugten Otokar Löbl und Uta Reiff, Vorsitzende des „Heimatkreises Saaz“, den Stadtrat schließlich von diesem Projekt. Während Löbl im Fachausschuss des Stadtrats für ein Denkmal plädierte, bot der „Heimatkreis“ an, die Kosten zu tragen. Doch die Stadt Postelberg übernahm am Ende auch die Finanzierung. Dafür behielt sie die Hoheit über Text und Gestaltung der Gedenktafel.
Peter Klepsch (Telefon 09175-247), Mitglied des „Fördervereins“ und ein Überlebender von Postelberg, wird für den 3.-4. Juni 2010 eine Busfahrt nach Saaz und Postelberg organisieren. Auskünfte zur Veranstaltung geben auch Otokar Löbl (069-7892817) und Uta Reiff (Telefon 09621-429744).