Das Buch zum „Fall Postelberg“ wurde in Saaz und Prag vorgestellt
(Saaz/ Prag) Mit einer feierlichen Buchtaufe, wie sie in Tschechien üblich ist, wurde das wegweisende Werk über die Tragödie von Postelberg im Mai/ Juni 1945 und ihre Bewältigung seit 1995 am vergangenen Donnerstag und Freitag der tschechischen Öffentlichkeit unter Teilnahme politischer Prominenz vorgestellt. Es erscheint in deutscher und tschechischer Sprache.
Zwei Jahre nach der Ermordung von mindestens 763 deutsch-böhmischen Männern, Frauen und Kindern aus dem Saazer Land im Lager Postelberg hat eine Prager Parlamentskommission diesen Vorgang untersucht. Die Protokolle der Untersuchung und andere Dokumente zum „Fall Postelberg“ wurden danach geheim gehalten und erst nach Ende des kommunistischen Regimes zugänglich. Der sudetendeutsche „Heimatkreis Saaz“ (Roth) hat diese Geschichtsquellen veröffentlicht und ergänzt durch Zeitzeugenaussagen von Überlebenden und Vertriebenen sowie durch einen Pressespiegel, der die Reaktion der tschechischen und deutschen Öffentlichkeit auf das Bekanntwerden der Geheimakten wiedergibt. Außerdem sind die deutsch-tschechischen Bemühungen um die Anbringung einer Gedenktafel für die unschuldigen Opfer von Postelberg, die im Juni 2010 erfolgreich waren, dokumentiert.
Im Saazer Hotelrestaurant „U Hada“ tauften die Saazer Bürgermeisterin, Zdeňka Hamousová, und der Postelberger Bürgermeister, Václav Ibl zusammen mit dem Vorsitzenden des Heimatkreises Saaz, Adolf Funk, das in Folie eingeschweißte Buch mit Saazer Bier. In den Reden zur Buchvorstellung wurde hervorgehoben, dass es keine Anklage gegen das tschechische Volk ist, denn die Täter sind tot und es gibt keine Kollektivschuld. Vielmehr dient es der gemeinsamen Erinnerung an vergangenes Leid, ohne die keine echte Versöhnung möglich ist. Das drückt auch der Titel des Buches aus: „Versöhnung durch Wahrheit“.
In der Prager „Akademischen Buchhandlung“ am Wenzelsplatz fand tags darauf unter Anwesenheit der Hauptstadtpresse eine neuerliche Präsentation statt. Die Buchtaufe nahm hier der stellvertretende deutsche Botschafter, Dr. Ingo von Voss, vor. Der Leitende Redakteur der Prager Tageszeitung „Mladá Fronta DNES“, Martin Komárek, moderierte die gut besuchte Veranstaltung.
Das zweisprachige Buch mit dem Titel „Versöhnung durch Wahrheit. Der Fall Postelberg 1945-2010“ hat 514 Seiten im Folioformat und ist reich bebildert. Es wurde vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und der Bayerischen Staatsregierung gefördert. Es kann gegen eine Spende vom „Heimatkreis Saaz“ bezogen werden (solange der Vorrat reicht). Kontakt: Adolf Funk, Am Hochgericht 8, 91126 Schwabach | Horst Bodak, Email: horst.bodack@t-online.de.
PDF-Download hier.
Buchtaufe in Saaz, Hotel U Hada:
Buchtaufe in Prag, Akademische Buchhandlung: