Johannes von Saaz Museum: der Flyer zum Projekt

Im Folgenden geben wir den Inhalt des aktuellen Flyers mit Information zum Projekt des Fördervereins Johannes von Saaz Museum für deutsch-tschechisch-jüdische Kultur im Saazer Land“ wieder. Das originale Faltblatt kann in kleineren Mengen vom Förderverein in deutscher und tschechischer Sprache bezogen werden.

Das Alte Gymnasium in Saaz, ein mögliches Domizil für das Museum

Das Alte Gymnasium in Saaz, ein mögliches Domizil für das Museum

Investition in die Zukunft

Orte mit Vergangenheit haben eine bessere Zukunft. Einer Stadt mit Tradition traut man etwas zu, wirtschaftlich und kulturell. Historische Bauten machen sie attraktiv nicht nur für Touristen, sondern auch für Geschäftsleute und Kulturschaffende. Ein traditionsreiches Ambiente schafft Respekt, Vertrauen und Geborgenheit. Deshalb ist die Pflege der Vergangenheit eine lohnende Investition für jede Stadt, die wirtschaftlich erfolgreich sein will.

Museen, in denen das kulturelle Erbe selbstbewusst ausgestellt und liebevoll bewahrt wird, sind ein Magnet, der Menschen von weit her anzieht. Sie erklären, wie eine Stadt oder ein Land zu dem wurden, was sie sind und was sie sein wollen. Ein gutes Museum ist kein Platz, wo Geschichte begraben liegt, sondern ein Ort lebendigen Erinnerns.

Saaz und das Saazer Land

Kaiser Heinrich II. (1002-1013) aus einem Sakramentar in der Bayerischen Staatsbibliothek München

Kaiser Heinrich II. (1002-1013) aus einem Sakramentar in der Bayerischen Staatsbibliothek München

Saaz ist eine Stadt in Nordböhmen mit über tausendjähriger Geschichte. Auf dem Bergsporn über der Eger, wo heute die Brauerei steht, befand sich seit alters ein Siedlungsplatz. 1004 wird Saaz erstmals in einer Chronik erwähnt („Satzi“), als Kaiser Heinrich II. die tschechische Burg von einer polnischen Besatzung befreite. 1265 zur Königsstadt erhoben, war Saaz (Žatec) im Mittelalter eines der wichtigsten Verwaltungszentren im Königreich Böhmen. Bereits im 12. Jahrhundert begann im Laufe der europäischen Binnenwanderung der Zuzug von deutschen Händlern und Handwerkern, der im Folgenden weiter zunahm.

Anfang des 15. Jahrhunderts, zur Zeit des Johannes von Saaz, war Saaz eine gleichermaßen deutsch und tschechisch geprägte Sadt. Im Zuge der hussitischen Revolution, während der Saaz als „Sonne der Hussiten“  galt, nahm der tschechische Bevölkerungsanteil wieder zu, doch verließen am Ende des Dreißigjährigen Krieges viele tschechische und deutsche Protestanten Saaz, während deutsche Katholiken zuzogen. Im Laufe des 18./ 19. Jahrhundert wurde Saaz unter der Herrschaft der Habsburger zu einer überwiegend deutschen Stadt.

Saaz 1601, Holzschnitt von Johannes Willenberg

Saaz 1601, Holzschnitt von Johannes Willenberg

Ähnlich bewegt war die Geschichte der Juden in Saaz, die dort bis zu ihrer Verbannung aus den Königsstädten 1618 eine bedeutende Rolle spielten. Zwei Jahrhunderte überlebten sie danach in den Dörfern des Saazer Landes als Handwerker und Händler. Nach der Aufhebung der Verbannung im 19. Jahrhundert erlebte das Judentum in Saaz wirtschaftlich und kulturell noch einmal eine Blütezeit, von der stattliche Bürgerhäuser und eine prächtige Synagoge zeugen. Die grausamen Ereignisse infolge der Naziherrschaft machten sowohl dem jüdischen wie dem deutschen Leben in Saaz und im Saazer Land ein trauriges Ende.

Das Saazer Land stand nicht nur mit Bayern, sondern vor allem auch mit Sachsen in wirtschaftlichem und technologischem Austausch. Dazu kamen während der Reformationszeit rege geistig-religiöse Beziehungen. Das Luthertum erfuhr auch in Böhmen lebhaften Zuspruch, umgekehrt finden wir junge Leute aus Saaz an den Universitäten von Wittenberg und Leipzig. Später wurde Sachsen zur Zuflucht böhmischer Exulanten.

Wer ist Johannes von Saaz?

freundJohannes von Saaz (rechts) als Stifter des Hieronymus-Officiums in Eger (Bibliothek des Nationalmuseums Prag)

Johannes von Saaz (rechts) als Stifter des Hieronymus-Officiums in Eger (Bibliothek des Nationalmuseums Prag)

Johannes von Saaz, um 1350 geboren, ist ein Gelehrter aus Tepl, der seit 1383 in Saaz als Stadtschreiber belegt ist und danach auch Leiter der örtlichen Lateinschule war, der Vorläuferin des Gymnasiums. Seine Ausbildung führte ihn durch ganz Europa, und er verfügte danach über weitreichende Kontakte zur böhmischen und europäischen Geisteswelt.

Johannes gilt als hervorragender Repräsentant des Frühhumanismus. Das verdankt er vor allem seiner philosophischen Dichtung „Der Ackermann aus Böhmen“, dem frühesten neuhochdeutschen Literaturzeugnis. Darin bricht er mit dem mittelalterlichen Menschenbild, das Glückseligkeit nur im Jenseits verspricht, zugunsten der humanistischen Auffassung, dass auch im irdischen Leben Erfüllung zu finden sei. Dieser deutschsprachige Humanist in Böhmen eignet sich vorzüglich als Namenspatron für ein Museum, das die gemeinsame Geschichte von Tschechen und Deutschen in Saaz dokumentieren will. Seine freundschaftlichen Beziehungen zu jüdischen Gelehrten repräsentieren überdies die Verbundenheit des böhmischen Judentums mit dem europäischen Humanismus. Johannes von Saaz steht heute für ein Europa, in dem Verständigung auf der Basis humanistischen Denkens und kultureller Toleranz möglich ist.

Das Museum

Das Johannes von Saaz Museum für deutsch-tschechisch-jüdische Kultur im Saazer Land ist ein Projekt des deutschen Fördervereins für die Stadt Saaz| Žatec e. V. und des tschechischen Ackermann-aus-Böhmen-Instituts (Ústav Oráče z Čech). Sein Ziel ist es, die Geschichte der Region in all ihren kulturellen, religiösen, politischen und wirtschaftlichen Facetten mit modernsten museumstechnischen Mitteln zu repräsentieren. Es will damit nicht nur ein Stück europäische Geschichte abbilden, sondern ein historisches Modell für künftiges Zusammenleben in Europa liefern.

Dabei soll der kritische Blick nicht zu kurz kommen. Nicht nur die Vorteile, sondern auch die Schwierigkeiten, von denen die Geschichte über multikulturelles Zusammenleben zu berichten weiß, sollen ins Blickfeld rücken. Geschichte wird von Menschen mit all ihren Stärken und Schwächen gemacht. Von diesen Menschen will das Museum erzählen.

Filmaufnahmen im Kreisarchiv Laun (Louny): Direktor Jan Mares präsentiert die Saazer Chronik, an der Kamera Jörg-Peter Schilling (Filmstudio Sirius)

Im Vorfeld des Projekts wurde 2014 eines Ausstellung über die Juden von Saaz realisiert, die in der Synagoge zu besichtigen ist. 2016 wurde vom Studio Sirius in Meura (Thüringen) ein Lehrfilm über die Geschichte des Saazer Landes gedreht, dessen Material auch für das Museum zur Verfügung stehen wird. Ab 2017 sollen wissenschaftliche Seminare das Museum vorbereiten.

Mit Unterstützung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds

Zukunftsfonds Logo

Kontakt und Spendenkonto:

otokar.löbl@t-online.de
Förderverein der Stadt Saaz| Žatec
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BIC|SWIFT: NASSDE55XXX

www.saaz.info