Wiesbaden 21.November 2023 .
Wiesbaden. Der Hessische Innenminister Peter Beuth hat zusammen mit der Hessischen Landesbeauftragten für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf, den diesjährigen Landespreis „Flucht, Vertreibung, Eingliederung“ verliehen.
Im stimmungsvollen Pariser Hoftheater in Wiesbaden waren dazu zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Vertriebenen- und Spätaussiedlerverbände, Parlamentarier und weitere Gäste zusammengekommen. Den Hauptpreis des im zweijährigen Turnus vergebenen Preises erhielt Marta Kaffanke-Fuchs für ihr Buchprojekt „Schönwald und die Schönwälder“. Ihr Werk ist ein Bericht über den Untergang des Dorfes Schönwald in Oberschlesien 1945, die Vertreibung der Einwohner und ein Blick zurück auf den kulturellen Kosmos Schönwald. Frau Kaffanke-Fuchs erhält von der mit insgesamt 7.500 Euro dotierten Auszeichnung ein Preisgeld in Höhe von 6.000 Euro. Zweiter Preisträger ist Otokar Löbl, Vorsitzender des Fördervereins Saaz / Žatec e. V. aus Frankfurt am Main. Er erhält 1.500 Euro für sein rühriges Engagement der letzten 20 Jahre, in denen er sich in zahlreichen Projekten um die Versöhnung und Völkerverständigung zwischen Deutschen und Tschechen bemüht.
Laudatio der Landesbeauftragten der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler Margarete Ziegler-Raschdorf
Herr Löbl kam als Spätaussiedler aus der Tschechoslowakei und lebt heute in Frankfurt am Main. Von dort leitet er seit 20 Jahren als Vorsitzender den Förderverein Saaz/Žatec. Unter seiner Führung setzt sich der Verein aktiv mit zahlreichen Projekten für die Völkerverständigung und Versöhnung zwischen Tschechen und Deutschen ein – im Einklang mit der „Charta der Heimatvertriebenen“.
Otokar Löbls Engagement zielt darauf ab, sowohl die deutsche als auch die jüdische Geschichte der Stadt Saaz lebendig zu halten. In dieser Rolle kooperiert er eng mit sudetendeutschen Heimatkreisen aus seiner ehemaligen Heimatregion.
Herr Löbl hat Projekte initiiert oder entscheidend an ihnen mitgewirkt, die sich mit Flucht und Vertreibung beschäftigen. Darunter eine Online-Ausstellung zu den „Wilden Vertreibungen aus Nordböhmen“ und eine tschechische Wanderausstellung, die Verbrechen an Deutschen während dieser Vertreibungen thematisiert. Darüber hinaus organisiert er Gedenkveranstaltungen und war Mitherausgeber eines Buches mit dem Titel „Versöhnung durch Wahrheit“. Er hat außerdem an einer Ausstellung über den Humanismus in Böhmen mitgewirkt: „Der Ackermann aus Böhmen“.
Diese Ausstellung wandert seither auf seine Initiative hin als Wanderausstellung durch Tschechien und Deutschland. Er hat einen Dokumentarfilm über die Deutschen im Saazer Land mitentwickelt. Otokar Löbls Werk ist von einem kritischen Geist und der Suche nach Wahrhaftigkeit geprägt. Er ist immer darauf bedacht, dass seine Projekte zweisprachig – in deutscher und tschechischer Sprache – umgesetzt werden. Weiterhin legt Herr Löbl großen Wert darauf, dass
z. B. seine Ausstellung zum „Ackermann aus Böhmen“ sowohl in Tschechien, als auch in Deutschland zu sehen ist und von den Menschen vor Ort wahrgenommen wird.
Damit trägt Otokar Löbl entscheidend zu einer tiefergehenden Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen bei, wofür die Zweisprachigkeit seiner Projekte natürlich ein entscheidender Faktor ist. Seine Projekte haben nicht nur eine große Reichweite, sondern fördern auch das Verständnis junger Menschen für die Geschichte. Von all dem konnte ich mich bereits schon selbst überzeugen. So erinnere ich mich gerne an die Ausstellungseröffnung „Der Ackermann und der Tod: Humanismus in Böhmen. Johannes von Saaz und seine Zeit“ im vergangenen Jahr im Archäologischen Museum in Frankfurt am Main.
Otokar Löbl wird ausgezeichnet für sein rühriges Engagement als langjähriger Vorsitzender des Fördervereins Saaz/Žatec. Seine vielfältigen und beeindruckenden Aktivitäten sind in vieler Hinsicht preiswürdig. Mich beeindruckt es besonders, dass er im Grunde genommen ein Einzelkämpfer ist und nicht müde wird, für die Sache der Verständigung und Aussöhnung zu werben und zu kämpfen.
Das ist aller Ehren wert!
Mit seinen Projekten trägt er maßgeblich zur Bewahrung der Kultur und Geschichte der Vertreibungsgebiete bei und vermittelt den Versöhnungsgedanken in Einklang mit den Richtlinien des Hessischen Landespreises. Seine Bemühungen dienen nicht nur der Erinnerung, sondern auch der Aufklärung und der Stärkung der Beziehungen zwischen Deutschen und Tschechen. Herr Löbl erhält dafür ein Preisgeld in Höhe von 1.500 Euro. Meinen herzlichen Glückwunsch, sehr geehrter, lieber Herr Löbl!
Ich und er Förderverein dankt