Interdisziplinäre Tagung über Palliativmedizin und Sterbebegleitung
Die Veranstaltung des Fördervereins der Stadt Saaz|Žatec mit der Landesärztekammer Hessen und der Tschechischen Akademie der Wissenschaften am 14. und 15. Oktober 2006 in der Villa Křiz stand im Zeichen des Humanisten Johannes von Saaz und seiner berühmten Dichtung „Der Ackermann aus Böhmen“. Synchronübersetzungen garantierten die sprachliche Verständigung, eine Aufführung im Stadttheater Saaz mit anschließendem Büffet sorgte für gehobene Unterhaltung.
Als der gelehrte Stadtschreiber Johannes von Saaz im ausgehenden Mittelalter das Streitgespräch zwischen dem Ackermann und dem Tod schrieb, war der „gute Tod“ ein Thema, das die Zeit bewegte. Das gilt heute in gleicher Weise – wenn auch mit anderen Inhalten – für die Thematik von Sterbebegleitung und Sterbehilfe. Saaz schien deshalb den Veranstaltern als geeigneter Ort für eine in zweifacher Hinsicht grenzüberschreitende Tagung: nicht nur Ländergrenzen wurden überschritten, sondern auch die Fachgrenzen zwischen Medizinern, Juristen und Geisteswissenschaftlern.
Drei Historiker boten einen Rückblick auf das Denken des 15. Jahrhundert und die Anfänge des Humanismus, zu dessen ersten Vertretern Johannes von Saaz gehört. Dabei wurden neueste Erkenntnisse zum Leben des Saazer Stadtschreibers vorgetragen. An Textbeispielen des „Ackermann“ ließ sich das neue Denken erkennen: Der Mensch und sein Leiden, aber auch sein Anspruch auf ein erfülltes Leben stehen seither im Mittelpunkt.
Diese Menschensicht fand sich dann auch in den Beiträgen wieder, die der Gegenwart verpflichtet waren: Wenn es mit dem Menschen unwiderruflich zu Ende geht, soll seine verbleibende Lebensqualität Leitlinie ärztlicher Bemühungen sein, nicht die Lebensverlängerung um jeden Preis. Dabei soll der Patient nach Möglichkeit selbst entscheiden, welche Maßnahmen an ihm noch vorgenommen werden. Aktive Sterbehilfe wurde dabei jedoch strikt abgelehnt. Stattdessen sei, so forderten die Referenten übereinstimmend, die Schmerzfreiheit, aber auch die psychische und spirituelle Betreuung des Sterbenden zu gewährleisten.
Ein rechtes Streitgespräch zwischen den Medizinern, Juristen und Ethikern kam bei soviel Übereinstimmung nicht zustande, aber in den verschiedenen Referaten wurde trotzdem die Problematik dieser Forderung deutlich: Um für alle Todkranken all das zu ermöglichen, was zu einem Sterben in Würde gehört, fehlt es gegenwärtig sowohl an finanziellen und organisatorischen Mitteln, als auch an ausgebildeten Ärzten. Deshalb stand am Ende der Tagung der Appell an Politik und Ärzteschaft, diese Voraussetzungen zu schaffen, um den fatalen Ruf nach aktiver Sterbehilfe verstummen zu lassen. Auch da war man sich einig.
Hier finden Sie die vollständigen Tagungsband.