Reges Interesse beim Pfingsttreffen der Sudetendeutschen an der Wanderausstellung des Fördervereins der Stadt Saaz/ Žatec
Die Vertreibung der deutsch-böhmischen Bürger aus der Tschechoslowakei nach dem Krieg, von den Siegermächten als geordneter und humaner „Transfer“ gedacht, erlebte mit Quälereien und Massenmorden ihren Höhepunkt im Mai/ Juni 1945. Diese Ereignisse wurden als „wilde Vertreibung“ bezeichnet, bei der die tschechische Bevölkerung spontane Rache für erlittenes Unrecht unter der deutschen Besatzung nahm. Neueste Forschungen sind jedoch zum Schluss gekommen, dass diese Gräueltaten von Militär und Politik geplant und vor der eigenen Bevölkerung nach Möglichkeit verborgen wurden. Man durfte darüber in der Tschechoslowakei bis zum Ende des kommunistischen Regimes nicht öffentlich reden.
Die Ausstellung wurde mit Unterstützung der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) im März dieses Jahres in Frankfurt a. M. eröffnet und war jetzt beim Pfingsttreffen der Sudetendeutschen in Nürnberg wieder zu sehen von 26.-27. Juni und von weit über Tausend Besuchern wahrgenommen. Sie präsentiert nicht nur bisher geheime Dokumente aus dem Prager Innenministerium, sondern stellt die Vertreibung der Deutschen in eine Reihe von Vertreibungen der Vorkriegszeit, die vor allem in der Sowjetunion standfanden, aber auch von den deutschen Nationalsozialisten geplant waren. Sie verschweigt auch nicht die Verfolgung der Juden im „Sudetengau“ und die Repressalien gegen Tschechen im „Protektorat Böhmen und Mähren“, darunter Massenmorde als Vergeltung für Attentate von Widerstandskämpfern. Die Ausstellung wird neuerlich beim Saazer Treffen in Georgensgmünd am 22./ 23. September und danach auch an anderen Orten gezeigt werden.
Der Förderverein der Stadt Saaz|Žatec bemüht sich mit dieser Ausstellung und ähnlichen Projekten um eine Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen, die unter dem Motto „Versöhnung durch Wahrheit“ steht. Sie wird dabei von tschechischen Freunden und Aktivisten unterstützt, die ihrerseits Licht in die Nachkriegsvergangenheit bringen wollen. Diese Aufklärungsarbeit führte unter anderem dazu, dass in Postelberg, dem Ort des größten Massakers an Deutschen, 2010 ein Gedenkort für die Opfer eingerichtet wurde. Dazu wird im Herbst dieses Jahres eine vom Heimatkreis Saaz herausgegebene zweisprachige Dokumentation der Verbrechen von 1945, ihrer geheimen Untersuchung 1947 und ihrer gesellschaftlichen Bewältigung nach der „samtenen Revolution“ von 1989 erscheinen.
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