Geschichte des Saazer Landes: der Film von Jörg-Peter Schilling
Saaz, 27. September 2016: an diesem Tag lud der Förderverein im Salon des Hotels Černý Orel (Schwarzer Adler) zur Vorführung eines Trailers des Films „Deutsche und Tschechen im Saazer Land“. Der Film ist Teil des Projekts „Johannes von Saaz Museum für deutsch-tschechisch-jüdische Kultur im Saazer Land“. Er soll in Deutschland und Tschechien als Unterrichtsmaterial dienen und auch im Fernsehen gezeigt werden. Erzählt wird darin die gemeinsame Geschichte von Tschechen und Deutschen in und um Saaz über tausend Jahre hinweg. Mitveranstalter waren der „Verein der Landsleute und Freunde der Stadt Žatec“, das „Institut Ackermann aus Böhmen“ und das Filmstudio Sirius aus Meura/ Thüringen.
In seiner Begrüßung sprach der Stuttgarter Historiker Dr. Andreas Kalckhoff über den großen Wandel, den die böhmische Kultur im Laufe ihrer langen Geschichte erlebt hat:
„Viele Jahrhunderte haben verschiedene Sprachgemeinschaften, Religionen und Konfessionen hier zusammengelebt und zwar die meiste Zeit friedlich und zum gegenseitigen Nutzen. Sie haben gemeinsam eine böhmische Kultur geschaffen. Wie eigentlich alle Kulturen in Europa handelt es sich um eine Mischkultur, zu der verschiedene sprachliche, politische und religiöse Einflüsse beigetragen haben. Es gibt keine „völkischen“ Kulturen in Europa, sondern vielmehr eine abendländische Kultur mit verschiedenen regionalen Ausprägungen.“
„Unser Museum will vorführen, wie eine Gesellschaft im Laufe vieler Jahrhunderte über extreme politische, kulturelle und ideologische Veränderungen hinweg immer wieder zu sich selbst gefunden und sich mit ihren Nachbarn verständigt hat. Der Mensch lebt in der Gegenwart und überblickt dabei immer nur einige Jahrzehnte. Vieles, was er dabei erlebt, bleibt ihm unverständlich und macht ihm Angst. Schnelle politische, wirtschaftliche und technologische Veränderungen erfährt er oft als Bedrohung. Der Blick über einen längeren Zeitraum der Vergangenheit kann ihn mehr Gelassenheit im Umgang mit dem geschichtlichen Wandel lehren. Nichts ist so unveränderlich wie die Veränderung.“
Das Museum
Otokar Löbl, Vorsitzender des Fördervereins der Stadt Saaz|Žatec, gab danach einen Überblick über das Museumsprojekt. Sein Ziel sei es, die Geschichte der Region in all ihren kulturellen, religiösen, politischen und wirtschaftlichen Facetten darzubieten. Dabei solle nicht nur ein Stück europäische Geschichte abgebildet werden, man hoffe auch, damit ein historisches Modell für das künftige Zusammenleben der Völker in Europa zu liefern. Man wolle dabei aber keineswegs über die Schwierigkeiten und Brüche im multikulturellen Zusammenleben hinweggehen. So hätten Nationalismus und Antisemitismus im 19. und 20. Jahrhundert zu jener tiefgreifenden Krise geführt, die wir alle noch in Erinnerung haben. Ab 2017 würden wissenschaftliche Seminare das Museum inhaltlich vorbereiten.
Ing. Josef Žid äußerte sich anschließend im Namen des Ministeriums für Regionalentwicklung der Tschechischen Republik positiv zu diesem Vorhaben und sicherte die Unterstützung seiner Behörde zu. Er wies freilich daraufhin, dass weder die Stadt Saaz noch der tschechische Staat die Mittel hätten, solch ein Museum vollständig zu finanzieren. Die Finanzierung müsse deshalb von außen kommen, etwa von der EU oder privaten Sponsoren.
Der Film
Höhepunkt der Veranstaltung war die Vorführung eines Trailers zu dem Dokumentarfilm „Deutsche und Tschechen im Saazerland“, der nach einjähriger Recherche- und Drehzeit nun in mehreren Fassungen geschnitten wird. Jörg Schilling, der Leiter des Filmstudio Sirius, zeigte dabei Ausschnitte seines reichen Materials an Landschafts- und Architekturaufnahmen, an illustrativen Spielszenen und aktuellen Interviews mit tschechischen und deutschen Historikern. Drehbuch und Begleittexte entstanden in Zusammenarbeit mit dem Förderverein der Stadt Saaz|Žatec, als Regieassistent half Ing. Petr Šimáček, Vorsitzender des Vereins der Landsleute und Freunde der Stadt Žatec. Es wird am Ende mehrere Versionen des Films in unterschiedlicher Länge und jeweils in beiden Sprachen geben.
Das Publikum aus Pressevertretern, Stadtverordneten, Vertretern der jüdischen Gemeinde Teplitz, interessierten Bürgern und Freunden der Stadt Saaz nahmen die Präsentation mit Beifall auf und diskutierten anschließend lebhaft.
Weiterführende Information zum Museumsprojekt liefert ein Flyer des Fördervereins.