Im nordböhmischen Postelberg (Postoloprty) erinnert eine Gedenktafel an die dort nach Kriegsende ermordeten Deutschen aus Saaz / ARD und ZDF berichteten ausführlich in den Abendnachrichten
„Dies ist ein Tag der Trauer und inneren Bewegung“, erklärte Uta Reiff, Vorsitzende des Saazer Heimatkreises, gegenüber der ARD. „Nach 65 Jahren gibt es jetzt endlich einen Ort, wo ich um meinen Vater trauern kann.“ Am 3. Juni 2010 wurde auf dem Friedhof vor zahlreichen Gästen aus Deutschland und Tschechien und unter starker Pressebeteiligung eine Gedenkplatte enthüllt. Sie erinnert an die ungesühnten Morde an sudetendeutschen Zivilisten mit dem zweisprachigen Text: „Den unschuldigen Opfern der Ereignisse in Postelberg im Juni 1945“.
Sendung der ARD Tageschau am 3. Juni 2010
Im Juni 1945 wurde die überwiegend deutsche Bevölkerung von Saaz (Žatec) vor ihrer „Abschiebung“ aus der Tschechoslowakei in zwei Lager verbracht, die Männer in eine Kaserne im nahen Postelberg. Mindestens 800 von ihnen, darunter auch Kinder, wurden dort willkürlich erschossen, weitere Morde geschahen im Umland. Insgesamt gab es an die 2.000 Tote.
Die Ereignisse von Postelberg, auch als „Massaker von Postelberg“ bekannt, wurden zwei Jahre später von einer tschechischen Kommission untersucht. Man stellte die Mörder fest, ohne sie zu bestrafen. Die Überreste der Opfer wurden exhumiert, verbrannt und beiseite geschafft. Die Behörden hielten ihre Ermittlungen unter Verschluss. Erst Ende der neunziger Jahre gab man die Akten im Zuge einer neuen Untersuchung frei.
Daß sie einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurden, ist das Verdienst des Vorsitzenden des deutschen „Fördervereins der Stadt Saaz/ Žatec“, Otokar Löbl, und des Prager Theatermachers Miroslav Bambušek, der die Postelberger Ereignisse in Form einer szenischen Lesung auf die Bühne brachte. Seit 2003 bemühte sich der „Förderverein“, dem Gedenken der Toten einen Ort zu geben. Im letzten Jahr beschloss der Postelberger Stadtrat schließlich die Anfertigung einer Gedenkplatte.
Die Einweihung der Gedenktafel wurde für Postelberg zum großen Ereignis. Anwesend waren u. a. die Bürgermeister von Postelberg und Saaz. Der ehemalige tschechische Außenminister Karl zu Schwarzenberg schickte einen Kranz. Unter den deutschen Gästen, darunter viele Angehörige von Opfern, war der deutsche Botschafter, der auch eine Ansprache hielt. Der tschechische Historiker PhDr. Michal Pehr und Uta Reiff, die in Postelberg mit neun Jahren ihren Vater verlor, mahnten in ihren beeindruckenden Reden, die unschuldigen Opfer nicht zu vergessen und es nie wieder zum Krieg kommen zu lassen. Der Chor Rubin umrahmte die Veranstaltung auf würdige Weise musikalisch. Danach gab es zahlreiche Kranzniederlegungen aus dem Publikum.
Sendung des Tschechischen Fernsehens CZ 1 über Postelberg: