Die Stadt Saaz plant mit dem Förderverein ein Museum
In einem Gespräch im Saazer Rathaus am Mittwoch, den 16. März 2011 brachte der Stellvertretende Bürgermeister von Saaz das große Interesse der Stadt am Projekt eines Museums für deutsch-böhmische Kultur im Saazer Land zum Ausdruck. Das Konzept dazu, das der deutsche Förderverein der Stadt Saaz|Žatec e. V. ausgearbeitet hat, wird in der nächsten Sitzung dem Stadtrat vorgelegt werden. Danach wird ein Vertrag zwischen beiden Partnern die weitere Planung regeln. Die Mittel dafür sollen durch Sponsoren und aus Fördermitteln aufgebracht werden. Die Stadt will die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen und den Unterhalt der ständigen Ausstellung sichern, die als Abteilung des örtlichen Regionalmuseums gegründet werden soll. Als Unterbringungsort ist das ehemalige Deutsche Gymnasium im Gespräch, in dem bisher noch die Polizei residiert.
Viele hundert Jahre lebten Tschechen und Deutsche in Saaz (Žatec) friedlich zusammen. 1004 kam der deutsche König dem böhmischen Herzog Jaromir gegen die polnische Besatzung der nordböhmischen Burg „Satci“ zur Hilfe: In diesem Zusammenhang tritt Saaz erstmals ins Licht der Geschichte. Um 1400 bildeten die Deutschen, die von böhmischen Fürsten zur Besiedlung des Landes eingeladen wurden, einen respektablen Teil der Saazer Bevölkerung und bekleideten hohe Ämter in der Stadt. Zu dieser Zeit schrieb der Stadtschreiber Johann von Saaz den berühmten „Ackermann aus Böhmen“, die erste neuhochdeutsche Dichtung. Er soll dem Museum seinen Namen geben.
Das Zusammenleben von Tschechen und Deutschen in Saaz, das im 19. Jahrhundert zur überwiegend deutsch geprägten Stadt wurde, war über viele Jahrhunderte von gegenseitiger kultureller Befruchtung und wirtschaftlichem Nutzen bestimmt. Erst die Exzesse eines übersteigerten Nationalismus im 20. Jahrhundert führten zu den tragischen Ereignissen, an deren Ende die Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei und damit auch aus dem Saazer Land stand. Die Ausstellung will vor allem die beinahe tausendjährige deutsch-tschechische Erfolgsgeschichte in den Vordergrund stellen, ohne freilich das traurige, von beiden Volksgruppen verschuldete Ende auszusparen.