Auf den Spuren des Antisemitismus in Böhmen

Israelische Journalisten informieren sich über die verschwundenen Juden von Saaz

Die Bürgermeisterin von Saaz, Ždenka Hamousová, auf der Pressekonferenz in Karlsbad

Eine hochrangige Delegation israelischer Journalisten  in Begleitung des neuen Leiters des Tschechischen Hauses in Tel Aviv, Lukas Prybil besuchte am letzten Wochenende Prag, Saaz und Karlsbad. Durch den Besuch einer deutsch-tschechischen Delegation in Israel 2010 zur Befragung ehemaliger Saazer waren sie auf das Schicksal ihrer Glaubensbrüder in Böhmen aufmerksam geworden. Die Zeitzeugenaussagen gingen danach in die Ausstellung „Die Juden von Saaz“ ein, die im Herbst 2010 gezeigt wurde.

Bereits lange vor der Okkupation durch Hitler entfaltete der Antisemitismus auch in Böhmen seine zerstörerische Kraft. Tschechen warfen den Juden vor, dass sie sich zum Deutschtum bekannten, während sie von Deutschen im Rassenwahn verachtet und verfolgt wurden. Nur wenige überlebten den Holocaust. In Saaz wurde das jüdische Leben unter der Naziherrschaft völlig ausgelöscht. Das dokumentierte eine Ausstellung, die vom Förderverein der Stadt Saaz/ Žatec eingerichtet und im Herbst 2010 in Saaz gezeigt wurde (www.saaz-juden.de). Sie ist Teil des gleichnamigen Projekts („Die Juden von Saaz“), das den Beitrag der Juden zur deutsch-tschechischen Kultur in Böhmen würdigen will, u. a. durch konservatorische Bemühungen um die Synagoge und den Jüdischen Friedhof.

Auf der Pressekonferenz am Sonntagabend im Karlsbader Hotel Imperial stellten sich die Bürgermeisterin von Saaz, Ždenka Hamousová, sowie die Vorsitzenden der „Landsleute und Freunde der Stadt Žatec“ und des deutschen „Fördervereins der Stadt Saaz|Žatec“, Mag. Petr Šimáček und Otokar Löbl, den Fragen der sieben israelischen Journalisten. Zuvor hatten sie die Projekte der Stadtverwaltung bzw. ihrer jeweiligen Vereine erläutert. Dazu gehört von Seiten des Fördervereins auch die Dokumentation der Luftbrücke von Saaz nach Haifa, über die der junge Staat Israel 1947-1949 mit Militärgütern versorgt wurde. Das Interesse der Pressevertreter bezog sich dabei aber nicht nur auf Fragen der Vergangenheit, sondern auch auf Zukunftsthemen wie den Fremdenverkehr.