Erinnerung an das jüdische Saaz

Die jüdischen Bürger haben Saaz mitgeprägt. Unter dem Nationalsozialismus wurden sie ausgelöscht. Die Brandschatzung der Synagoge war der Anfang dazu – Gedenken an die „Reichskristallnacht“ 1938.

Prominente Teilnehmer (v.l.n.r.): Hans Peter Hinrichsen von der deutschen Botschaft, Frau Bürgermeister Zděnka Hamousová, der israelische Botschafter J. E. Meron, der Vorsitzende der „Landsleute und Freunde der Stadt Saaz“ Petr Šimáĉek.

Auch dieses Jahr haben der Förderverein der Stadt Saaz|Žatec mit Unterstützung des heimischen Vereins der „Landsleute und Freunde der Stadt Saaz“ und der Stadt Saaz selbst an die Vertreibung und Ermordung der Juden durch das Nazi-Regime gedacht. Bei dem Festakt in der außen schön renovierten, aber innen immer noch wüsten Synagoge sprachen unter anderem die Bürgermeisterin, Frau Senatorin Zděnka Hamousová, der israelische Botschafter J. E. Meron sowie Hans Peter Hinrichsen von der deutschen Botschaft. Der Saazer Gesangschor unter Leitung von Alžběta Urbancová begleitete die Veranstaltung. Die Hotelfachschule sorgte für das leibliche Wohl der Gäste.

Oben: Der Saazer Chor singt das jüdische Volkslied „Schalom Alechem“ (Friede sei allen!)

Unter den Rednern war auch Gabriela Becková, Enkelin des einzigen Überlebenden der jüdischen Gemeinde von Saaz. In kurzen bewegenden Worten erinnerte sie an das Schicksal der Saazer Juden. Otokar Löbl, Vorsitzender des Fördervereins, rief ins Gedächtnis, in welcher Weise jüdische Bürger die Saazer Geschichte einst wirtschaftlich und kulturell mitbestimmt haben. Viele der repräsentativen Bürgerhäuser, die heute zur Attraktivität der Stadt beitragen, vor allem am Marktplatz, sind ihnen zu verdanken, ebenso die historischen Speicher und Kontoren des Hopfenhandeln, die jetzt unter Denkmalschutz stehen und Museen beherbergen.

Nachdenklich machte dabei Löbl Hinweis, dass die Saazer und böhmischen Juden von der Geschichte zweimal bestraft wurden: zuerst von deutschen Rassisten, die ihnen das Lebensrecht absprachen, und danach vom tschechischen Staat, der jüdische Überlebende und Erben als Deutsche enteigneten. Heute wirbt die Stadt nicht zuletzt mit jenen Bauten, die jüdischem Fleiß und Unternehmungsgeist zu verdanken sind, um den UNESCO-Titel „Weltkulturerbe“. Es wäre angemessen, sich dafür am Erhalt jüdischer Denkmäler in besonderer Weise zu beteiligen.

Presse und Fernsehen in Aktion: Interview mit dem israelischen Botschafter J. E. Meron

Presse und Fernsehen in Aktion: Interview mit dem israelischen Botschafter J. E. Meron

Oben: Fernsehbericht “Erinnerung an die Kristallnacht 1938” des tschechischen Senders OKplus