Prof. Dr. rer. nat. Adalbert Wollrab ist 95 Jahre alt
Professor Wollrab gehörte zu jenen Deutschböhmen, denen die Versöhnung von Deutschen und Tschechen auch in den schwierigen Zeiten des Kalten Krieges eine Herzensangelegenheit war. Er unterstützte den „Saazer Weg“ des Fördervereins und vermittelte nach der Wende engagiert zwischen beiden Seiten. Die erziehungswissenschaftliche Fakultät der Karlsuniversität in Prag ernannte ihn 1992 zu ihrem Ehrenmitglied, die Tschechische Chemische Gesellschaft ehrte ihn im Jahr darauf mit der Hanuš-Medaille. Seit 2002 ist er Mitglied der Sudetendeutschen Akademie der Kunst und Wissenschaften in München.
Adalbert Wollrab ist am 9. Juni 1928 in Saaz geboren. Seine Familie wurde nach Kriegsende als antifaschistisch anerkannt. Deshalb durfte er nach dem Krieg als Siebzehnjähriger in der Tschechoslowakei bleiben. 1952-1958 studierte er in Prag Chemie und schloss mit der Promotion ab. Danach forschte er am Institut für organische Chemie und Biochemie der Akademie der Wissenschaften in Prag. Nach der sowjetischen Invasion flüchtete er 1968 in die Bundesrepublik. Nach drei Jahren Schuldienst als Gymnasiallehrer erhielt er einen Ruf als Professor in Gießen. Dort leitete er viele Jahre lang das Institut für Didaktik der Chemie. Neben seinen vielen wissenschaftlichen Veröffentlichungen verfasste er auch drei Lehrbücher, darunter das immer wieder neu aufgelegte Lehrbuch für Organische Chemie.
„Bert“ Wollrab, wie ihn seine Freunde nennen, engagiert sich seit den achtziger Jahren für die Erinnerung an das deutsche Erbe im Saazer Land und die historische Aufarbeitung des Kriegs- und Nachkriegsereignisse in Saaz und Postelberg. Dabei gehört er zu den unterscheidungsfähigen Menschen, die sich nicht von Trauer, Schmerz und Hass davontragen lassen. Allen politischen Leidenschaften und Widerständen zum Trotz suchte er zwischen den oft verhärteten Fronten der Sudetendeutschen und Tschechen nach Möglichkeiten zu Dialog, Aufklärung und Versöhnung. Seine Kenntnis der tschechischen Sprache und das Verständnis für die Mentalität seiner langjährigen Mitbürger jenseits des Böhmerwaldes machte ihn dabei zu einem geeigneten Vermittler. Als Dolmetscher wirkte er bei vielen Begegnungen und Veröffentlichungen hilfreich mit.
Der Förderverein der Stadt Saaz|Žatec dankt Adalbert Wollrab für seine Arbeit im Dienste der deutsch-tschechischen Versöhnung von ganzem Herzen und und wünscht ihm zu seinem Geburtstag alles Gute.