Von Tomáš Kassal | Maldá Fronta DNES, iDnes-Ausgabe Nordböhmen 14. Mai 2011
Der deutsche „Förderverein der Stadt Saaz | Žatec“ bemüht sich um die Einrichtung eines Museums, das an die deutsch-tschechische und jüdische Kultur in Saaz erinnern soll. Schon der Name des geplanten Museums wird symbolisch sein –„Johann von Saaz-Museum“. Er bezieht sich auf den Begründer der neuhochdeutschen Literatur.
Die Ausstellung des Museums soll die Erfolge und den Nutzen der Stadt aus dem mehr als tausendjährigen Zusammenleben hervorheben. Sie soll aber natürlich auch dessen trauriges Ende erläutern,
erklärt der Pressesprecher des Vereins, Andreas Kalckhoff.
Johann von Saaz
Der Mann, bekannt auch als “Johannes von Saaz“ (um 1350 bis etwa 1414), war Schriftsteller und Stadtschreiber in Saaz. Er schrieb auf Deutsch und Latein. Sein „Ackermann aus Böhmen“ ist ein mittelalterliches Streitgespräch über ein philosophisches Thema, besonders über den Tod, aber auch über den Sinn des Lebens. Das Werk wird als Beginn der [neuhoch-] deutschen Literatur angesehen.
Das nach Johann von Saaz benannte Museum könnte zum Beispiel das Gebäude des ehemaligen deutschen Gymnasiums im Zentrum der Stadt nutzen, wo heute noch die Stadtpolizei residiert. Das ist aber nur eine von mehreren Möglichkeiten.
Das Hauptproblem ist jetzt, ob es dem Förderverein gelingt, Subventionen für dieses Vorhaben aufzutreiben, und wie hoch die Betriebskosten sein werden,
erinnert der stellvertretende Bürgermeister von Saaz, Jan Novotný.
Es handelt sich um ein langfristiges Projekt, in das wir tschechische und deutsche Historiker und die Öffentlichkeit einbinden möchten,
betonte der Vorsitzende der Fördervereins, Otokar Löbl.
In Saaz wäre das schon ein drittes Museum
In Saaz gibt es zur Zeit das Regionalmuseum K. A. Polánka, das eine ständige Ausstellung über die Vorzeit und das Mittelalter zeigt. Und ein Hopfenmuseum, das die Tradition des Hopfenanbaus und der Region zeigt.
Die moderne Geschichte ist aber den meisten Saazern ziemlich unbekannt, was auf den fast kompletten Bevölkerungsaustausch in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zurückzuführen ist.
Dabei hat gerade das Zusammenleben von Deutschen, Tschechen und Juden die Geschichte der Stadt bereichert und nicht zuletzt das Stadtbild mit seinen vielen historischen und industriellen Bauwerken wie die ehemalige Papierfabrik, die Hopfenspeicher und -trockenanlagen, die hauptsächlich im 19. Jahrhundert entstanden, geprägt.
Zur jüdischen Vergangenheit gehört nicht nur die Vertreibung der Juden aus der Stadt und die Beschlagnahme ihres Eigentums in den dreißiger Jahreng, sondern auch die Luftbrücke Prag-Haifa [gemeint ist Saaz-Haifa] im Jahre 1948, die beträchtlich beigetragen hat zur Gründung des heutigen Staates Israel.
Übersetzung: Otokar Löbl / Andreas Kalckhoff. In eckigen Klammern Anmerkung der Redaktion.