Das Saazer Land im Film verewigt

Von Patrik Schumacher | Landesecho, Prag 15. Juni 2017

Am Pfingstmontag feierte die Dokumentation „Das Saazer Land – Eine Geschichte von Deutschen und Tschechen“ in Theater Saaz (Žatec) vor rund 400 Gästen ihre Premiere. Inhaltlich veranschaulicht der hundertminütige zweiteilige Film die ereignisreiche Geschichte der nordböhmischen Hopfenstadt Saaz (Žatec).

Für die Dreharbeiten der Doku in deutsch-tschechischer Koproduktion, zeigte sich das Filmstudio Sirius aus dem thüringischen Saalfeld verantwortlich. „Den Film haben wir innerhalb von drei Jahren gedreht, in denen wir vielen liebevollen Menschen begegnet sind, welche uns stets bei den Drehs geholfen haben“, sagte Jorg Schilling von Sirius.

Deutscher oder Tscheche? Saazer! Andreas Kalckhoff, Otokar Löbl, Petr Šimáček (v. l. n. r.) feiern die Premiere
ihrer Hommage an ihre Heimatstadt

Der Film „Das Saazer Land“ beleuchtet nicht nur die Geschichte von Tschechen, wie der Titel ankündigt. Sondern geht auch den Weg der Stadt und ihrer Entwicklung vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert nach. „Der Film will dem Zuschauer nahe bringen, in welcher Art und Weise die verschiedenen Nationalitäten zur Entwicklung der Region beitrugen, wie ihre Schicksale verknüpft waren und wie daraus auch ab und zu Konflikte entstanden, deren Ursprung jedoch weit von der beschriebenen Region entfernt lag“, erklärt Otokar Löbl, Vorsitzender des Ackermann aus Böhmen-Instituts, das sich der Erforschung der Geschichte der Stadt Saaz und ihres Umlands widmet und Co-Autor der Doku. Besonders wertvoll, so Löbl, sind die Erinnerungen der deutschen und tschechischen Zeitzeugen, die im Film zu Wort kommen. Ihre Berichte werden ergänzt durch Kommentare von weiteren Fachleuten. Sie zeichnen ein ausführliches Bild über die die Stellung, die die Stadt Saaz seinerzeit in Böhmen einnahm.

Neuer Glanz für alte Stadt

Ein bisschen ihrer damaligen Bedeutung möchte der Film, der in der Zusammenarbeit mit dem deutsch-tschechischen „Verein der Landsleute und Freunde der Stadt Saaz“ entstand, der Stadt heute zurück verleihen. Denn die spannende Geschichte der Stadt ist Ende des Zweiten Weltkriegs fast in Vergessenheit geraten. „Nur mit vereinten Kräften können wir es schaffen, Saaz sein verlorenes Gesicht wiederzugeben“, sagt Petr Šimaček, der Vorsitzende des Vereins. Zusammen mit Otokar Löbl und anderen Deutschen und Tschechen aus Saaz will Šimaček die Stadt wieder zu einem bedeutenden Ort auf der Landkarte Tschechiens zu machen. „Zu denen gehört die Stadt nämlich historisch und faktisch seit Jahrhunderten. Die Doku ist hier nur ein weiterer Schritt. „Einen so umfangreichen Film über Saaz gab es noch nie“, freut sich Šimaček.

Vor allem die jüngere Generation soll mithilfe dieser Doku angeregt werden, Interesse für die historische Stadt an der Eger (Ohře) und ihrer reichen Geschichte zu entwickeln. Deshalb wird diese Doku auch in manchen Schulen als Lehrmaterial eingeführt. Das, so hoffen die Filmemacher, schafft die Zukunft, die Saaz braucht.

Die Dokumentation „„Das Saazer Land – Eine Geschichte von Deutschen und Tschechen“ ist in deutscher und tschechischer Version auf Amazon erhältlich. Für den Herbst ist eine Vorführung des Films mit anschließender Diskussion im Pager Haus der nationalen Minderheiten geplant.

Das Saazer Land (DVD und Blu-Ray, deutsch und tschechisch) | Bestellung

Redaktioneller Nachtrag:

Der tschechische Fernsehsender ČT24 berichtete am 17. Juni 2017 über die Veranstaltung mit Stellungnahmen der Zeitzeugin Uta Reiff, des Historikers Petr Hlavaček, des Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Oldrich Latal sowie Petr Šimaček: