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Mein Eindruck von Saaz und dem Saazer Herbstball 2002

Von Katharina Löbl, Frankfurt am Main

Beitrag zum 3. Literaturwettbewerb 2003, Kategorie Prosa/ Jugendliche, des tschechischen „Vereins der Landsleute und Freunde der Stadt Saaz“, des deutschen „Kulturkreises Saaz e. V. Roth“ und der Stadt Žatec.

Katha2Als ich vorletzten Sommer in Saaz, der Heimatstadt meines Vaters war, gefiel mir die Stadt auf Anhieb. In Saaz fühlte ich mich wohl. Es war dort ruhiger als in einer großen Stadt wie Frankfurt und machte auf mich einen harmonischen Eindruck. Freundliche Menschen, Gastfreundlichkeit und die schöne Idylle waren nur drei Punkte die mir gefielen.

Ich fühlte mich auch teilweise in die Vergangenheit zurückversetzt. Dies soll nicht heißen, dass Saaz nicht auf dem neuesten Stand und von der Außenwelt abgeschlossen wäre. Die Stadt ist mit ihrem Kino, den Solarien und ihren Discos genauso auf dem Stand, wie fast jede andere auch. Was ich schade fand war, dass die Stadt wie ausgestorben wirkte. Und das sogar auf dem Marktplatz, in der Stadtmitte, wo normalerweise der größte Betrieb herrschen müsste wenig Betrieb war. Man sah nur wenige Menschen, vor allem wenig junge Leute. Als ich so durch die fast leeren Straßen schlenderte, konnte ich mir mit meiner Phantasie sehr gut ausmalen, wie es früher in Saaz zugegangen war, da die meisten Häuser noch aus sehr alten Zeiten stammen. Mir gefiel, dass nicht alles perfekt war. Auch die kaputten und stark renovierungsbedürftigen Häuser erzählten ihre Geschichte. An manchen Stellen kam es mir so vor, als wäre die Zeit stehen geblieben.

Ich besuchte die Saazer Handelsschule mit meinem Vater und meiner Freundin. Ich war sehr positiv überrascht und meine Freundin ebenfalls. Diese Schule entsprach genau unserer Wunschvorstellungen. Der Direktor zeigte uns die verschiedenen Räume und Einrichtungen. Alles ist sauber, die Schüler müssen Hausschuhe tragen. Es gibt ein großes Schwimmbad und eine große Turnhalle, wie auch viele für jeden zugängliche Computerräume mit Internetzugang. Diese Schule war eindeutig weiter entwickelt als unsere Schulen in Deutschland.

Bei uns ist alles dreckig und total unhygienisch. Unsere Schule ist schon lange renovierungsbedürftig. Wir haben nur einen Computerraum mit elf Computern, den man nur betreten darf, wenn man dort unterrichtet wird. Die Vorstellung, so eine Schule wie die in Saaz zu besuchen, entsprach all unseren Vorstellungen. Es wäre viel motivierender, so eine Schule als eine wie unsere zu besuchen, und der Spaß am Lernen würde dort mit Sicherheit gesteigert werden.

Ich komme gerne wieder nach Saaz und werde meinen Vater auch noch öfters dorthin begleiten. Eine Woche Saaz bringt Ruhe in mich und ich fühle mich geborgen.

Ein weiteres Erlebnis war der Saazer Ball in Prag, den ich letzten Herbst besuchte. Ich bekam extra einen Tag schulfrei, damit ich übers Wochenende mit meinem Vater per Zug nach Prag reisen konnte. Die Aufregung war groß. Ich wusste nicht, was man dort anzog, wie festlich alles sein würde und, was mir ganz wichtig war, ob auch Jugendliche in meinem Alter dort sein würden. Wir fuhren mit dem Taxi zu dem Saal, in dem der Ball stattfinden sollte. Mir wurde von einem großen, festlichen Ball erzählt, doch leider musste ich feststellen, dass dieser Ball nicht mit meinen Vorstellungen eines solchen Balles übereinstimmte. Auf der Bühne spielte eine Blaskapelle. Dies war nicht wirklich meine Musik, und Jugendliche konnte ich auch keine erkennen. Ich war anfangs also noch ziemlich enttäuscht und war skeptisch, ob sich dies im Laufe des Abends noch ändern würde.

Mein Tischnachbar entpuppte sich als hoher Offizier einer Militärabteilung in Saaz, und ich konnte ein interessantes Gespräch in Englisch mit ihm führen. Mit ihm tanzte ich auch ein paar Tänze und ich merkte, wie ich langsam doch Spaß an diesem Abend bekam. Alle Gäste waren ganz locker, und es wurde viel gelacht. So ziemlich jeder hatte seinen Spaß beim Tanzen oder bei den scheinbar netten Unterhaltung, die ich leider meistens nicht verstand, da ich die tschechische Sprache nicht beherrsche. Spaß machte mir auch die Tombola, die stattfand. Unter den Hauptpreisen waren ein Schwein, ein Auto und ein Fass Bier. Zur Freude aller gewann ausgerechnet ich das Fass Bier! Ich ging auf die Bühne, wo man mir gratulierte. Doch was sollte ich mit einem Fass Bier? Ich schenkte es also spontan der Kapelle, die sich herzlich bedankte.

So langsam neigte sich der Abend auch dem Ende zu, und ich musste zugeben, dass mir dieser Ball im Endeffekt doch gefallen hatte, und es sich für mich gelohnt hatte, aus Frankfurt zu diesem Zweck nach Prag zu reisen. Ich  würde mir nur wünschen und hoffe,  dass beim nächsten Ball mehr Jugendliche diesen Ball besuchen werden und auch mehr für Jugendliche ansprechende Musik laufen wird.

Gestern – Heute – Morgen

Von Peter Wagner

Preisgekrönter Beitrag zum 3. Literaturwettbewerb 2003, Kategorie Prosa/ Erwachsene, des tschechischen “Vereins der Landsleute und Freunde der Stadt Saaz”, des deutschen “Kulturkreises Saaz e. V. Roth” und der Stadt Žatec.

Gestern

Ich bin in einer böhmischen Kleinstadt – Saaz|Žatec – aufgewachsen. Als Kind habe ich es realistisch nicht wahrgenommen, was um mich geschieht, auch als ein Soldat mir seine Pistole an meinen Kopf hielt und von meiner Mutter „Uri, Guld“ forderte. Aber ich sah auch, als wir bei meiner Tante, gegenüber der Stadtpfarrkirche, Unterschlupf fanden, dass die gleichen Soldaten, als Sie an dieser Kirche vorbeigingen, sich bekreuzigten. Als Kind konnte ich nicht verstehen, dass mein Vater und mein Bruder eingesperrt wurden und mein Vater nicht mehr aus Postelberg zurückkam. Auch meine Mutter und ich wurden in der halbfertigen Kaserne am Rande der Stadt eingesperrt. Man sagte mir, weil ich ein Deutscher bin, sind wir hier und ich musste bis zur Ausweisung nach Bayern eine weiße Armbinde tragen mit einem „N“ darauf. Aber mein Cousin durfte bleiben, weil seine Frau eine Slowakin gewesen ist. In meinem kindlichen Irrglauben war ich fest entschlossen, auch eine Slowakin zur Frau zu nehmen, und meinte alle Schwierigkeiten seien damit gelöst. Als ich 1946 über die Grenze kam, habe ich die Armbinde weggeworfen.

Sobald alles offiziell wurde, spürte ich die Bedrohung. Die einzelnen Menschen, denen ich begegnete, waren zum Großteil nett zu mir. Sie stöhnten nur, wie grausam diese Zeit ist und Sie verstünden diese Zeit nicht mehr.

Es ist eine schlechte Zeit gewesen, aber ich habe Menschen getroffen, die gut zu mir gewesen sind.

Heute

Ich wohne in Bayern, hier bin ich zuhause, jedoch daheim bin ich noch immer in Saaz|Žatec. Nach meiner Meinung ist Heimat dort, wo man geboren ist. Ich fühle mich wohl und habe keine Slowakin geheiratet und habe auch keine Schwierigkeiten. Trotzdem komme ich gerne wieder in meine Geburtstadt zurück, auch wenn ich traurig bin. Wenn ich sehe, wie die Stadt aus Ihren Problemen nicht heraus kommt, wie Teile der Altstadt regelrecht zerfallen und viele Menschen Angst haben, mit Deutschen zu sprechen. Vielleicht schämt man sich, was da geschehen ist, obwohl der einzelne wahrscheinlich gar nichts dafür kann.

Die jedoch, die miteinander sprechen, werden von ihren eigenen Leuten mit Misstrauen und Unverständnis behandelt. Wir sollten ohne Emotionen über alles miteinander reden können, auch über die Geschichte vor 1947. Mir fällt dabei eine Geschichte ein, die mich besonders beeindruckt hat. Ich saß mit meinem Freund im Gasthaus. Am Tisch saß ebenfalls ein junger Gast. Mein Freund hat ihm erzählt, ich sei auch in dieser Stadt geboren, obwohl ich kein Wort tschechisch spreche. Das konnte und wollte er nicht glauben. Was ihn dann noch völlig aus der Fassung brachte, war meine tschechische Geburtsurkunde, die ich dabei hatte.

Wenn es Menschen gibt, die bei den Nazi-Schergen im KZ gesessen sind und trotzdem zur Versöhnung mit den ehemaligen Bewohnern aufgerufen haben, so kann ich vor diesen Menschen nur meinen Hut ziehen und beide Seiten dazu aufrufen, es ihm gleich zu tun.

Es ist noch keine besonders gute Zeit, und ich habe Menschen getroffen, die unglücklich sind.

Morgen

So wie es gestern und heute ist, kann es morgen nicht bleiben. In einem gemeinsamen Haus Europa sollten wir schon miteinander reden und zusammenarbeiten, um unsere Stadt wieder aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken. Diese Stadt hat etwas Besseres verdient für die nächsten 1000 Jahre als so zu sein, wie sie heute ist.

Es wird eine gute  Zeit sein und wir werden Menschen treffen, die zufrieden und glücklich sind.

Die deutsch-tschechischen Beziehungen sind besser als ihr Ruf

Frau Wurdinger, Otokar Löbl, Petr Šimáček, Peter Wagner, Andreas Kalckhoff (v.l.n.r.), ganz links verdeckt Uta Reiff

Deutsche und Tschechen können besser miteinander, als es die Öffentlichkeit in beiden Ländern wahrhaben will. Am 13. September 2003 – am Vorabend des Saazer Treffens in Roth – kamen in Georgensgmünd Deutsche und Tschechen zusammen mit dem Ziel, der Stadt Saaz eine neue Zukunft im gemeinsamen Haus Europa zu geben.

Im Bürgerhaus „Krone“ trafen sich die Mitglieder des im Mai gegründeten „Fördervereins der Stadt Saaz/ Žatec“, der mit dem Kulturkreis Saaz e.V. Roth und der tschechischen „Vereinigung der Landsleute und Freunde der Stadt Saaz“ durch die Erklärung des „Saazer Wegs“ verbunden ist. Der „Saazer Weg“ ist der Versuch, sich von der Vergangenheit und ihren schrecklichen Ereignissen nicht gefangen nehmen zu lassen, sondern der Zukunft eine Chance zu geben. Die den Saazer Weg gehen wollen, sind überzeugt: Ohne Erinnerung kann es keine Versöhnung geben, aber ewige Vorwürfe helfen auch nicht weiter.

Deshalb geht es den Mitgliedern des „Fördervereins“ nicht nur um die rückhaltlose Vergegenwärtigung der gemeinsamen Geschichte, sondern um die Zukunft, die kulturelle und wirtschaftliche Förderung der geliebten Geburts- und Heimatstadt.

Dass sich die Arbeit des Fördervereins nicht in Fensterreden erschöpft, zeigen seine jüngsten Beschlüsse zu einer Reihe von Projekten, die in den nächsten drei Jahren realisiert werden sollen. Dazu gehören die Gründung einer Saazer Monatszeitschrift mit deutscher Beilage ebenso wie ein historisches Seminar („Saazer Gespräche“) im Rahmen der Saazer Tausendjahrfeier 2004, ein Denkmal auf dem Judenfriedhof für die unter der Naziherrschaft ermordeten jüdischen Saazer sowie eine Gedenktafel für die Opfer von Postelberg anlässlich des 60. Jahrestages des Massakers. Projekte für die Zeit nach 2005 sind die Gründung eines deutschen Geschichtsmuseums, ein deutsch-tschechischer Jugendaustausch und ein Internetportal der Stadt in Deutschland.

Ganz aktuell ist Vorschlag der „Fördervereins“, anlässlich der Umgestaltung des Marktplatzes, bei der der „Ringplatz“ wieder in einen früheren Zustand versetzt werden soll, zumindest einen der historischen Zierbrunnen zu rekonstruieren. Die finanziellen Mittel dazu sollen aus einer weltweiten Spendensammlung unter Saazern kommen.

Die Projekte des „Fördervereins“ – zu dessen Mitgliedern auch Tschechen gehören – zeigen, dass sich Tschechen und Deutsche ohne Zorn und nationalistische Scheuklappen über Vergangenheit und Zukunft verständigen können. Zur Mitarbeit an dieser großen Aufgabe sind alle alten und neuen Saazer sowie alte und neue Freunde unserer schönen Stadt an der Eger aufgerufen.

Fotos vom Förderverein:

Fotos vom „Saazer Treffen“ in Roth am 14. September 2003:

Förderverein für Saaz|Žatec gegründet

Deutsche und Tschechen können besser miteinander, als es die Öffentlichkeit in beiden Ländern wahrhaben will. Am Sonntag, den 25. Mai 2003 trafen sich in Schwabach Deutsche und Tschechen, um den „Förderverein der Stadt Saaz|Žatec“ zu gründen.

Ziel der Gründungsmitglieder – gebürtige Saazer beider Nationen und ihre Angehörigen – ist die kulturelle und wirtschaftliche Förderung dieser tausendjährigen Hopfenstadt auf ihrem Weg in das gemeinsame Haus Europa. Dazu gehört die Vergegenwärtigung der gemeinsamen Geschichte von Tschechen und Deutschen. Schmerzliche Ereignisse dürfen dabei nicht verschwiegen werden. Insbesondere die Saazer Jugend hat ein Anrecht auf die volle historische Wahrheit. Ohne Wissen hat Versöhnung keine Chance, ohne Vergangenheit gibt es keine Zukunft.

Die Gründungsversammlung hat bewiesen, dass sich Tschechen und Deutsche ohne Zorn und nationalistische Scheuklappen über Vergangenheit und Zukunft verständigen können. Zur Mitarbeit an dieser großen Aufgabe sind alle alten und neuen Saazer sowie alte und neue Freunde dieser schönen Stadt an der Eger aufgerufen.

Bestandteil der Vereinssatzung ist die Erklärung → Der Saazer Weg

Über Vergangenheit Wahrheit sprechen

Von Dagmar Keberlová | Tschechischer Rundfunk 7 Radio Prag, 20. September 2002

Unter dem Namen „Mit der Wahrheit zur Versöhnung“ hat am Donnerstag ein Treffen von Tschechen und deutschen Landsleuten aus Žatec stattgefunden. Ziel des Treffens war es, gemeinsam der Nachkriegsereignisse des Jahres 1945 zu gedenken.

Peter Klepsch (Foto: CTK)

Peter Klepsch (Foto: CTK)

Peter Klepsch erzählt in Žatec über Juni 1945.  An der Veranstaltung, die von der „Bürgerlichen Vereinigung der Landsleute und Freunde der Stadt Saaz“ [Verein der Landsleute und Freunde der Stadt Žatec] zusammen mit dem Kulturkreis Saaz organisiert wurde, wurde des Massakers bei Žatec gedacht, das laut dem Veranstalter Petr Šimáček zu einem der größten nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte. Mehr dazu von Petr Šimáček:

In Postoloprty bei Žatec wurden damals im Juni 1945 an die 800 Deutsche erschossen. Nach dem Jahre 1989 setzte sich die Polizei mehrmals mit diesem Massaker auseinander, sie legte diesen Fall aber aufgrund mangelnder Zeugen und Beweise immer wieder beiseite. Wir haben aufgrund der guten Beziehungen mit deutschen Landsleuten einen Pietätsakt in Postoloprty organisiert. Wir dachten uns, wir müssen auf die ungeklärten Ereignisse der Nachkriegszeit hinweisen.

Der Beweggrund ist für die Organisatoren, dass die Öffentlichkeit heute noch die Wahrheit nicht weiß und die Historiker in beiden Ländern die Fakten nach wie vor aus ihrer eigenen Sicht auslegen, so Herr Šimáček weiter. Sie wollen sich damit auch weiter auseinander setzen:

Mit unseren Landsleuten kommen wir auch zweimal pro Jahr zusammen und da sprechen wir auch über dieses Ereignis. Wir sind aber noch zu keinem Ergebnis gekommen. Bis heute wurden der Bürgermeisterin von Postoloprty, Bedriska Zakourilova, zufolge die Überreste aus den Massengräbern nicht gefunden. Man weiß nicht, wohin sie überführt wurden. Laut ihr waren dort auch Überreste von Gefangenen aus Nazi-Lagern. Auch wir haben in Postoloprty nicht gewusst, an welcher konkreten Stelle wir die Kränze und Blumen niederlegen sollen. Wir haben sie also am Anfang des Ortes niedergelegt, wo das Massaker unserer Meinung nach stattgefunden haben könnte.

In einem ständigen Dialog bemühen sie sich, der Öffentlichkeit diese Sachen zu erklären. Dafür haben sie auch ein Projekt ins Leben gerufen, das Saazer Weg heißt, über das wir in den Sendungen von Radio Prag bereits informiert haben.

Adalbert Wollrab: Versöhnung durch Wahrheit

Von Adalbert Wollrab

Bericht über die Gedenkfeier für die ermordeten Postelberger und Saazer am 19. September 2002

Prof. Dr. rer. nat. Adalbert Wollrab

Prof. Dr. rer. nat. Adalbert Wollrab

Die deutsch-tschechischen Beziehungen haben zurzeit, vor allem durch hasserfüllte Äußerungen tschechischer Politiker, zweifellos einen Tiefstand erreicht. Darum ist es bemerkenswert, dass es auf unterer Ebene von tschechischer Seite doch vereinzelt positive Signale gibt. Dabei geht es auch um Stimmen, die eine wahrheitsgemäße Aufarbeitung der neueren tschechischen Geschichte anstreben. Um ein solches Signal ging es bei einer Trauerfeier für die im Sommer des Jahres 1945 ermordeten deutschen Saazer in Saaz und Postelberg. Bei diesem Massenmord handelt es sich um eines der größten Massaker der Nachkriegsgeschichte. Es waren etwa 5.000 Saazer Männer und Knaben, die seinerzeit den Todesmarsch von Saaz nach Postelberg antreten mussten. An die 800 Männer wurden in Postelberg zu Tode gequält oder erschossen und in Massengräbern in der Nähe von Pos­telberg verscharrt.

Das Veranstaltungsprogramm sah am 19. September 2002 für Vormittag in Saaz einen Augenzeugen­bericht von Peter Klepsch vor, dann, noch vormittags, eine Kranzniederlegung im Fasanengarten bei Postelberg, wo viele unserer ermordeten Saazer Landsleute verscharrt worden waren. Für Nachmittag war eine Pressekonferenz in einem Saal des Hotels Motes in Saaz anberaumt. Die Veranstaltung erfolgte unter dem Motto „Versöhnung durch Wahrheit“. Träger der Veranstaltung waren der Verein der „Landsleute und Freunde der Stadt Saaz“ (Sdružení rodáků a přátel města Zatce, im weiteren Text als Rodáci bezeichnet) und der Kulturkreis Saaz e. V. Roth. Die Anreise der deutschen Teilnehmer an dieser Veranstaltung erfolgte am Mittwoch, den 18. September 2002, und abends um 18 Uhr fand eine gemeinsame Sitzung der Vorstände beider Vereine statt.

Am Donnerstag, den 19. September 2002 versammelten sich die Teilnehmer, bestehend aus einer Delegation des Saazer Kulturkreises und einiger Mitglieder der Vereinigung Rodáci bei der Pestsäule am Marktplatz von Saaz. Anwesend waren auch die amtierende Postelberger Bürgermeisterin, Journalisten und Fotografen. Vertreten waren Zeitungen aus Laun|Louny, Saaz|Žatec, Aussig|Ústí nad Labem, die ČTK (tschechische Presseagentur), die „Frankfurter Allgemeine“ und die „Sudetenpost“. Zu den Teilnehmern zählte auch Herr Architekt Heinzel, dessen Vater einer der ermordeten Saazer war.

Versammlung an der Saazer Pestsäule

Versammlung an der Saazer Pestsäule

Unser Landsmann Peter Klepsch gab einen Augenzeugenbericht über die Geschehnisse:

Am 3. Juni 1945 wurden die Männer von Saaz auf dem Marktplatz unter Schlägen zusammengetrieben. Hier fing das Morden schon an. Ein zu spät Gekommener wurde erschossen. Mit einem Motor­rad fuhr man mehrmals über dessen Leiche. Es folgte der Todesmarsch von Saaz nach Postelberg. Auf dem gepflasterten Hof der alten Kavalleriekaserne in Postelberg mussten die Männer und Burschen bei Tag stehen oder auf dem Boden sitzen. In der ersten Nacht mussten sie auf dem Pflaster des Kasernenhofes liegen. Nach einem missverstandenen Befehl wurde von einer Seite auf die Leute, die sich bereits erhoben hatten geschossen, wobei es den ersten Schwerverletzten gab, der unversorgt mehrere Tage auf dem Kasernenhof lag und dann einen Gnadenschuss erhielt.In den folgenden Nächten presste man die meisten, die noch lebten, in Kasernenräume, wo es so eng war, dass sie nur stehen konnten. An Hitze und Sauerstoffmangel starben einige, vor allem Herzkranke und Asthmatiker, andere zeigten Zeichen des Wahnsinns. Mit einigen anderen Jungen zwängte ich mich durch eine Luke in den nebenliegenden Küchenraum. Die Wachen schossen und warfen Handgranaten in den Raum. Ich wurde von einem Splitter am Bein verletzt. Am Ende des Kasernen­hofes war ein Maschinengewehr aufgestellt. Der Lagerkommandant, ein Polizist namens Marek saß zu Gericht. Als ich vorgeführt wurde und mich beklagte, dass ich bei den Nazis im Gefängnis war und jetzt wieder gefangen wäre, erhielt ich von Marek nur Stockschläge.Schon vor dem wurden Ärzte, Techniker, die dringend gebraucht wurden, und auch einige mit Jüdinnen verheiratete Männer [zur Arbeit] abgeholt. Den Tag danach wurden Männer selektiert, solche, die einer NS-Organisation oder der ehemaligen Sudetendeutschen Partei angehörten, und auch Offiziere der Wehrmacht, Verwaltungsbeamte, Richter und Lehrer. Etwa 600 Männer wurden in einen Kasernentrakt geführt, den man als ‚Todesblock‘ bezeichnete. In der Zeit meines Martyriums in der Kaserne war ich auch Augenzeuge, wie fünf Jungen im Alter von vierzehn Jahren ausgepeitscht und dann erschossen wurden. Den Jungen wurde zur Last gelegt, dass sie, um ihren Hunger zu stillen, über den Lagerzaun geklettert waren und unreife Äpfel pflückten. Drei Väter der Jungen mussten zusehen, wie man ihre Kinder misshandelte und dann erschoss. Einer der Jungen flehte um sein Leben, einem schoss bei jedem Pulsschlag Blut aus dem Hals. Die fünf Jungen wurden in einen Splittergraben geworfen, fünf weitere Leichen kamen dann im Laufe des Tages noch dazu.Schon am Dienstagabend und in den folgenden Nächten trieben die Wachen jeweils Gruppen von fünfzig bis sechzig Leuten in den Wald, die Soldaten kamen allein zurück. Über 500 Leichen von Saazer Männern lagen dann verscharrt im Lewanitzer Fasanengarten. Die Überlebenden des Massakers wurden von bewaffneten Wachen am 7. Juni auf der Straße nach Saaz zurückgeführt. Den Kapuzinerpater (Guardian) [Maximilian Josef Hilbert] erschoss man, als er auf diesem Marsch nicht weitergehen konnte. Man ließ ihn im Straßengraben liegen.

Diesen Bericht übersetzte ich simultan in die tschechische Sprache. Bei der Schilderung von Peter Klepsch über die damaligen Vorgänge sah ich, dass auch die Gesichter der anwesenden tschechischen Teilnehmer sehr ernst und betroffen wirkten.

Kranzniederlegung im Postelberger Fasanengarten

Kranzniederlegung im Postelberger Fasanengarten;
vorne Peter Klepsch

Mit Autos fuhren dann alle Teilnehmer in den Fasanengarten bei Postelberg, wo eine Kranzniederlegung erfolgte. Die Teilnehmer versammelten sich zunächst dort, wo sich im Sommer 1945 das Postelberger Frauenlager befand. Gemeinsam ging man dann an den Waldrand des Fasanengartens, wo die Kranzniederlegung stattfand. An dem Trauerakt nahm auch die Postelberger Bürgermeisterin Bedřiška Zakouřilová teil. Der Kranz des Saazer Kulturkreises wurde vom Sprecher des Saazer Heimatkreises, Peter Klepsch niedergelegt und trug Schleifen mit der Aufschrift „Den Toten vom Sommer 1945″ und „Die überlebenden Saazer“. Horst Mück aus Österreich legte den Kranz der Österreichischen Sudetendeutschen Landsmannschaft nieder. Auf der Kranzschleife stand ein einziges Wort: „Unvergessen!“ Der Vorsitzende der Rodáci [Petr Šimáček] legte einen Blumenstrauß an die Gedenkstätte. Einige Minuten gedachten die an der Trauer­stätte Weilenden in tiefer Ergriffenheit schweigend der Toten. Nach dieser sehr pietätvollen Handlung fuhren wir wieder zurück nach Saaz.

Jaroslav Venclík im Gespräch mit Peter Klepsch, daneben Professor Herbert Voitl

Jaroslav Venclík im Gespräch mit Peter Klepsch, daneben Professor Herbert Voitl

Um 14 Uhr nachmittags versammelten sich die Teilnehmer und die Presseleute in einem Saal des Hotels Motes in Saaz zu einer Pressekonferenz. An dieser nahm auch der amtierende Bürgermeister der Stadt Saaz Ing. Jiří Farkota, der Stellvertreter des Bürgermeisters Aleš Dvořák und die amtierende Bürgermeisterin der Stadt Postelberg Bedřiška Zakouřilová teil. Vladimír Halamásek, ein Vorstandsmitglied des Vereins Rodáci, moderierte die Pressekonferenz. Es folgte eine Ansprache unseres Saazer Heimatbetreuers Peter Klepsch, der hervorhob, dass die Spitzen des NS-Regimes in Saaz schon vor dem 8. Mai geflohen waren und dass die Massaker in Saaz und Postelberg unschuldige Leute traf. In den Mauern der Heimatstadt Saaz war der Naziterror unsichtbar gewesen und hatte außer die verschwundenen Juden niemand getroffen. Er wies darauf hin, dass Deutsche und Tschechen zwar eine verschiedene Sprache, aber eine gemeinsame Kultur haben. Seine Rede habe ich simultan ins Tschechische übersetzt.

Ein Mitglied des Vorstandes der Rodáci , Jaroslav Venclík, ein ehemaliger Insasse des KZ Flossenbürg, hielt ebenfalls eine Rede, in der er feststellte, dass es unmittelbar nach Beendigung des Krieges im Mai und Juni 1945 in Böhmen und Mähren zu Exzessen kam, die man nicht mit der Hand wegwischen, unter den Teppich kehren und entschuldigen kann. Im Fall von Postelberg ging es am 4., 5. und 6. Juni 1945 nicht nur um eine wilde Vertreibung eines Teils der deutschen Bevölkerung von zirka 5.000 Menschen, sondern um Massenmorde, einschließlich von fünf fünfzehnjährigen und sechzehnjährigen Jugendlichen. Die Bilanz des Massakers bewege sich in der Größenordnung von 600 bis 800 Opfern. Er führte weiter aus:

Es bleibt ein ernsthafter Fehler, dass in den ganzen Jahren unsere Regierung und auch die einfachen Menschen nicht diesem verwerflichen Akt die Stirn geboten haben bzw. diesem entgegengetreten sind und nicht einmal in moralischer Form diese Unrechtstat verurteilten. Es ging um einen Akt nach Kriegsende, der verwirklicht wurde in einer Art, den wir gerade den nazistischen Okkupanten vorwerfen. Man kann dies in keinem Fall entschuldigen oder sogar verschweigen.

Prof. Dr. Herbert Voitl ergriff unmittelbar darauf das Wort und bemerkte, dass schon im Untersuchungsbericht der tschechischen Kommission von 1947 von 763 exhumierten Toten die Rede war. Es mache also wenig Sinn, die Zahl der Opfer auf 600 herunterreden zu wollen.

Der Stellvertretende Bürgermeister, Herr Dvořák, erzählte, dass seine Mutter mit der Mutter eines der ermordeten Knaben befreundet gewesen sei und dass Herrn Dvořáks Mutter den Mord an dem Jungen ihr Leben lang nicht verarbeiten konnte. Herr Hertl von der Launer Zeitung Svobodný Hlas meldete sich zu Wort und sagte an die Adresse des Saazer Bürgermeisters, es wäre angemessen gewesen, wenn er wie seinerzeit Willy Brandt  in Warschau an der Stätte des Massakers einen Kniefall getan hätte. Ein Aussiger Journalist fragte, warum nicht schon längst ein Denkmal für die ermordeten Deutschen errichtet worden ist, man hätte sich darum allzu lange Zeit herumgedrückt, und es wäre die allerhöchste Zeit. Der Saazer Bürgermeister antwortete in dem Sinne, dass die Stimmung in Saaz dazu bisher sehr negativ war, und dass er für so ein Vorhaben die nötige Stimmenmehrheit brauche.

Ich habe mich zu Wort gemeldet und habe darauf hingewiesen, dass ein Vorschlag für eine Gedenktafel vorliege, die vom Kulturkreis vorgeschlagen worden ist, deren Inschrift in der Sitzung des Kulturkreises Saaz einstimmig angenommen und von den anwesenden Vertretern vom Vorstand der Rodáci ebenfalls gutgeheißen wurde. Der Vorstand habe versprochen, die Gedenktafel zur Tausendjahrfeier der Stadt Saaz im Jahr 2004 zu enthüllen. Ich habe weiter vorgeschlagen, nicht nur in Saaz eine Gedenktafel aufzustellen, sondern auch ein Kreuz im Fasanengarten, das an die Massenmorde an unseren Landsleuten erinnern soll. Ich wies noch darauf hin, dass Morde an Deutschen sich nicht nur in Saaz und Postelberg zugetragen hätten, und berichtete von der Erschießung des im Garten spielenden Enkelkindes von Frau Blumauer, wohnhaft in einem Haus zwischen Bezdiek und Saaz, durch einen Soldaten in tschechischer Uniform.

Das Thema der Gedenktafel wurde auch von unserem Landsmann Eberhard Heiser mit Argumenten und Vorschlägen aufgegriffen. Peter Klepsch meldete sich zu Wort und legte dar, man solle nicht den Kommunalpolitikern den Schwarzen Peter zuschieben, weil die Schuld in Prag liege, wo man jahrzehntelang die öffentliche Meinung manipuliert habe.

Diese Gedenkfeier an die ermordeten deutschen Saazer Bürger mit der Aussage von Augenzeugen, der Kranzniederlegung und der Pressekonferenz fand in einem würdigen Rahmen statt und hat die Teilnehmer tief bewegt. Sie war auch dazu angebracht, gegen das Vergessen anzukämpfen, und hat durch die Anwesenheit der tschechischen Journalisten eine Möglichkeit erschlossen, die tschechische Öffentlichkeit zu informieren und Gefühle des begangenen Unrechts zu wecken. Viele tschechische Zeitungen haben am nächsten Tag auf den Titelseiten berichtet. Mit diesem Echo in der Presse der Tschechischen Republik wurde endlich ein Durchbruch in der Publizität dieser lange verschwiegenen Massenmorde erzielt. Es ist bedauerlich, dass dieses Ereignis in den deutschen Blättern kaum Beachtung fand.

Žatec|Saaz an der Eger

Von Dagmar Keberlová im Gespräch mit Otokar Löbl | Tschechischer Rundfunk 7 Radio Prag 7, 22. September 2001

In der heutigen Ausgabe des Regionaljournals bringen wir Sie nach Žatec|Saaz an der Eger. In dieser nordböhmischen Stadt haben die Bürger Initiative ergriffen und wollen sich auf den „Saazer Weg“ in eine bessere Zukunft mit bewältigter Vergangenheit begeben.

Otokar Löbl

Otokar Löbl

Menschen, welche die Stadt Žatec lieben, sind die Väter der Idee, den „Verein der Landsleute und Freunde der Stadt“ zu gründen. Beweggründe gab es genug, erzählte mir einer der Gründer, Petr Šimaček, der auch Vorsitzender des Vereins ist. Zusammen mit weiteren Freunden haben sie mit dem „Kulturkreis Saaz“ in Roth [bei Nürnberg] Kontakt aufgenommen, mit dem sie jetzt eng zusammenarbeiten. Der „Saazer Weg“ will nicht nur die dunklen Stellen der Geschichte aufarbeiten, sondern auch ihrer Stadt die Wichtigkeit zurückgeben, die sie einst hatte. Ich habe den Koordinator für Deutschland, Herrn Otokar Löbl angerufen und ihn gefragt, warum er aber auch andere aus Deutschland diese Initiative unterstützen:

Ich bin ich gebürtiger Saazer, ich bin dort geboren, ich liebe diese Stadt. Ich möchte gerne dazu betragen, dass diese Stadt wieder zu der Bedeutung kommt, die sie früher hatte, als Hopfenmetropole, als Kulturstadt, und man sollte anknüpfen an die alte Tradition, als Saaz die zweitgrößte deutsche Stadt war und als früher Deutsche, Juden und Tschechen friedlich zusammengelebt haben, und als Saaz im Mittelalter sogar die einzige Stadt war, in der in den Hussitenkriegen Deutsche und Tschechen gemeinsam gegen die [katholischen] Kreuzzügler gekämpft haben.

Was aber planen die Mitglieder auf tschechischer Seite? Wie mir der Vorsitzende Petr Šimaček mitgeteilt hat, wird die Stadt ab dem kommenden Jahr wieder zur Bezirksstadt, und in diese Richtung gehen auch die Bemühungen der Saazer:

Man kann sagen, dass wir uns dafür einsetzen, dass nach Saaz Ämter verlegt werden, so dass die Stadt wieder ihr Antlitz, ihre Bedeutung wiedererlangt und ihren Einfluss in der Region des Hopfenanbaus halten kann. Zu dieser Region gehören drei oder vier Bezirke, wo überall unser Saazer Hopfen angebaut wird.

Doch nicht nur in die Zukunft, sondern auch auf die nicht einfache Vergangenheit richten sich die Blicke der Saazer Freunde. Die Aufarbeitung der Geschichte haben sie in ihrem Programm festgehalten und diese sei ihrer Meinung nach unerlässlich für die Zukunft. Wie sehr die Menschen ihre Stadt lieben, hatte man meinen beiden Interviewpartnern zufolge dem ersten Treffen anmerken können, das am vergangenen Wochenende in  Žatec stattgefunden hatte. Otokar Löbl hierzu:

Ich habe zum Beispiel mitgekommen, jetzt bei unserem ersten Treffen der Saazer Landsleute in Saaz, das von der tschechischen Seite wunderbar organisiert wurde, dass manchen Leuten dort bei der Veranstaltung im Theater direkt Tränen in die Augen gekommen sind. Wenn der Fremdenverkehr stärker wird, wird die Stadt auch wieder zu ihrer Bedeutung kommen. Aber dazu muss natürlich auch die Geschichte aufgearbeitet werden, und das von beiden Seiten. Das heißt, dass auch die deutschen Landsleute, die vertrieben wurden, ihre Fehler reflektieren müssen, den übersteigerten Nationalismus, der zu ihrer − wenn auch ungerechten − Vertreibung geführt hat. Und die tschechische Seite sollte sich auch zu dem bekennen, was in dieser Stadt passiert ist, dem Marsch [der männlichen Deutschen] nach Postelberg [ins Konzentrationslager]. Die Fehler liegen meiner Meinung nach auf beiden Seiten, und die ganzen Klischees, die entstanden sind, muss man einfach überspringen. Das ist im Grunde einfach, denn wo ein Wille ist, ist ein Weg. Der »Saazer Weg« ist ein ständiger Dialog, ein demokratischer Dialog, zwischen allen Saazer Bürger, Gebürtigen und Freunden dieser Stadt, und wir möchten gerne alle gesellschaftlichen Gruppen einladen, auch in der Bundesrepublik, diesen Weg zu gehen.

Aus Deutschland waren Petr Šimáček zufolge nicht allzu viele dabei, eine größere Beteiligung sei aber zum Treffen im Jahre 2004 zu erwarten, bei dem die Millenniumsfeier des Bestehens der Stadt ansteht. Das Bewahren alter Tradition und die Gestaltung der Zukunft verlangt aber auch die junge Generation. Gelingt es dem Verein, junge Leute anzuziehen?

 Aber natürlich. Durch die Herausgabe der Graphischen Blätter [von Saaz], durch einen [Literatur-] Wettbewerb [über Saaz], den wir schon versuchsweise in den Schulen gemacht haben und der gemeinsam von uns bewertet wurde, versuchen wir auch Schüler und junge Leute zu erreichen. Es ist mir gelungen letztes Jahr eine Verbindung zwischen der Saazer Handelsakademie und einer Schule in Kassel zu vereinbaren, und da läuft eine wunderbare Kooperation, die vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds  gefördert wird. Und natürlich bleiben wir nicht dabei stehen. Ähnliche Aktionen laufen in Richtung Gymnasium und natürlich auch auf Grundschulebene. Dadurch können wir auch den Deutschunterricht fördern und den [Schüler-] Austausch. Zum Saazer Weg gehört auch, dass wir Familien ehemaliger Landsleute suchen werden, die unserer Stadt wohlgesonnen sind. mit denen wir einen Jugendaustausch machen können. Also, es  gibt wirklich sehr viele Berührungspunkte, und man kann sehr viel tun, und die Stadt unterstützt uns.

Petr Šimaček organisierte einen Wettbewerb für junge Leute in Žatec und war ganz stolz auf die jungen Teilnehmer. Obwohl Jugendliche oft von der älteren Generation hören, dass sie lieber von Žatec wegziehen sollten, zeigte sich, dass sich diese jungen Leute eine Zukunft in ihrer Stadt vorstellen können.

Ich kann ihnen sagen, dass ich stolz war auf die Kinder und Studenten, die sich weniger um die Meinungen ihrer Eltern kümmern, in der Stadt bleiben, und eine Zukunft aufbauen wollen. Aber wir versuchen auch, etwas für die jungen aktiv zu tun, um sie hier halten zu können. So bemühen wir uns, Investoren für unsere Stadt zu finden, denn mit ihnen kommt Arbeit in unserer Region.

Vollständiges Interview mit zusätzlichen Informationen
(Sie müssen dazu eine Real Player installiert haben – hier herunterladen): 

Originalton 1 Löbl   Originalton 2 Löbl   Originalton 3 Löbl