Stadtbibliothek empfing ein Geschenk des Fördervereins

Deník Lucan 10. November 2003

(Žatec) Ein Sachgeschenk nahm die Stadtbibliothek in Saaz am Samstag Nachmittag entgegen. Die Direktorin Radka Pichlová zusammen mit ihren Kolleginnen konnte ihre Büchersammlung mit den bisher erschienenen Bänden der „Großen Geschichte der Länder der Böhmischen Krone“ bereichern.

Otokar Löbl überreicht das Buch der Bibliothekarin

Otokar Löbl überreicht das Buch der Bibliothekarin

Spender war der Förderverein Saaz/ Žatec, der vor kurzem von einer Gruppe Saazer Landsleute, lebenden in Deutschland, gegründet wurde.

„Wir wollen mit dieser Aktion einen Anfang hinsichtlich der ökonomischen und materiellen Förderung der Stadt Žatec machen“, sagte der Vorsitzende des Fördervereins, Otokar Löbl, bei der feierlichen Überreichung der Bücher. „Dieses Werk ist meines Wissen sehr informativ und hochwertig, denn es zeigt uns die Geschichte in einem etwas anderen Licht, als wir es früher gelernt haben“, ergänzte er.

Anschließend wurde das Geschenk symbolisch mit Champagner getauft.

Standardwerk zur böhmischen Geschichte für die Saazer Bibliothek

Velké dějiny zemí Koruny České (Große Geschichte der Länder der Böhmischen Krone) heißt das neueste Standardwerk zur tschechischen Geschichte. Vieles darin liest sich ganz anders als zu kommunistischen Zeiten. Vor allem das Verhältnis von Tschechen und Deutschen wird neu und jenseits nationalistischer Leidenschaften bewertet. Das umfangreiche Werk ist auf 20 Bände angelegt, acht  sind davon bereits erschienen.

"Große Geschichte der Länder der böhmischen Krone", 20 Bände

„Große Geschichte der Länder der böhmischen Krone“, 20 Bände

Seit kurzem stehen diese auch in der Saazer Stadtbibliothek. Sie sind ein Geschenk des „Fördervereins der Stadt Saaz|Žatec“, der damit einen ersten Beweis seines Engagements für das kulturelle und ökonomische Fortkommen der Egerstadt lieferte. Am Samstag, den 8. November 2003 übergab der Vorsitzende Otokar Löbl die in jeder Hinsicht gewichtigen Bücher der Bibliotheksdirektorin Radka Pichlová und ihren Kolleginnen.

„Dieses Werk ist meines Wissen sehr informativ und hochwertig, denn es zeigt uns die Geschichte in einem etwas anderen Licht, als wir es früher gelernt haben“,

sagte der gebürtige Saazer, der in seiner Heimatstadt nach dem Krieg zur Schule gegangen war.

Mein Eindruck von Saaz und dem Saazer Herbstball 2002

Von Katharina Löbl, Frankfurt am Main

Beitrag zum 3. Literaturwettbewerb 2003, Kategorie Prosa/ Jugendliche, des tschechischen „Vereins der Landsleute und Freunde der Stadt Saaz“, des deutschen „Kulturkreises Saaz e. V. Roth“ und der Stadt Žatec.

Katha2Als ich vorletzten Sommer in Saaz, der Heimatstadt meines Vaters war, gefiel mir die Stadt auf Anhieb. In Saaz fühlte ich mich wohl. Es war dort ruhiger als in einer großen Stadt wie Frankfurt und machte auf mich einen harmonischen Eindruck. Freundliche Menschen, Gastfreundlichkeit und die schöne Idylle waren nur drei Punkte die mir gefielen.

Ich fühlte mich auch teilweise in die Vergangenheit zurückversetzt. Dies soll nicht heißen, dass Saaz nicht auf dem neuesten Stand und von der Außenwelt abgeschlossen wäre. Die Stadt ist mit ihrem Kino, den Solarien und ihren Discos genauso auf dem Stand, wie fast jede andere auch. Was ich schade fand war, dass die Stadt wie ausgestorben wirkte. Und das sogar auf dem Marktplatz, in der Stadtmitte, wo normalerweise der größte Betrieb herrschen müsste wenig Betrieb war. Man sah nur wenige Menschen, vor allem wenig junge Leute. Als ich so durch die fast leeren Straßen schlenderte, konnte ich mir mit meiner Phantasie sehr gut ausmalen, wie es früher in Saaz zugegangen war, da die meisten Häuser noch aus sehr alten Zeiten stammen. Mir gefiel, dass nicht alles perfekt war. Auch die kaputten und stark renovierungsbedürftigen Häuser erzählten ihre Geschichte. An manchen Stellen kam es mir so vor, als wäre die Zeit stehen geblieben.

Ich besuchte die Saazer Handelsschule mit meinem Vater und meiner Freundin. Ich war sehr positiv überrascht und meine Freundin ebenfalls. Diese Schule entsprach genau unserer Wunschvorstellungen. Der Direktor zeigte uns die verschiedenen Räume und Einrichtungen. Alles ist sauber, die Schüler müssen Hausschuhe tragen. Es gibt ein großes Schwimmbad und eine große Turnhalle, wie auch viele für jeden zugängliche Computerräume mit Internetzugang. Diese Schule war eindeutig weiter entwickelt als unsere Schulen in Deutschland.

Bei uns ist alles dreckig und total unhygienisch. Unsere Schule ist schon lange renovierungsbedürftig. Wir haben nur einen Computerraum mit elf Computern, den man nur betreten darf, wenn man dort unterrichtet wird. Die Vorstellung, so eine Schule wie die in Saaz zu besuchen, entsprach all unseren Vorstellungen. Es wäre viel motivierender, so eine Schule als eine wie unsere zu besuchen, und der Spaß am Lernen würde dort mit Sicherheit gesteigert werden.

Ich komme gerne wieder nach Saaz und werde meinen Vater auch noch öfters dorthin begleiten. Eine Woche Saaz bringt Ruhe in mich und ich fühle mich geborgen.

Ein weiteres Erlebnis war der Saazer Ball in Prag, den ich letzten Herbst besuchte. Ich bekam extra einen Tag schulfrei, damit ich übers Wochenende mit meinem Vater per Zug nach Prag reisen konnte. Die Aufregung war groß. Ich wusste nicht, was man dort anzog, wie festlich alles sein würde und, was mir ganz wichtig war, ob auch Jugendliche in meinem Alter dort sein würden. Wir fuhren mit dem Taxi zu dem Saal, in dem der Ball stattfinden sollte. Mir wurde von einem großen, festlichen Ball erzählt, doch leider musste ich feststellen, dass dieser Ball nicht mit meinen Vorstellungen eines solchen Balles übereinstimmte. Auf der Bühne spielte eine Blaskapelle. Dies war nicht wirklich meine Musik, und Jugendliche konnte ich auch keine erkennen. Ich war anfangs also noch ziemlich enttäuscht und war skeptisch, ob sich dies im Laufe des Abends noch ändern würde.

Mein Tischnachbar entpuppte sich als hoher Offizier einer Militärabteilung in Saaz, und ich konnte ein interessantes Gespräch in Englisch mit ihm führen. Mit ihm tanzte ich auch ein paar Tänze und ich merkte, wie ich langsam doch Spaß an diesem Abend bekam. Alle Gäste waren ganz locker, und es wurde viel gelacht. So ziemlich jeder hatte seinen Spaß beim Tanzen oder bei den scheinbar netten Unterhaltung, die ich leider meistens nicht verstand, da ich die tschechische Sprache nicht beherrsche. Spaß machte mir auch die Tombola, die stattfand. Unter den Hauptpreisen waren ein Schwein, ein Auto und ein Fass Bier. Zur Freude aller gewann ausgerechnet ich das Fass Bier! Ich ging auf die Bühne, wo man mir gratulierte. Doch was sollte ich mit einem Fass Bier? Ich schenkte es also spontan der Kapelle, die sich herzlich bedankte.

So langsam neigte sich der Abend auch dem Ende zu, und ich musste zugeben, dass mir dieser Ball im Endeffekt doch gefallen hatte, und es sich für mich gelohnt hatte, aus Frankfurt zu diesem Zweck nach Prag zu reisen. Ich  würde mir nur wünschen und hoffe,  dass beim nächsten Ball mehr Jugendliche diesen Ball besuchen werden und auch mehr für Jugendliche ansprechende Musik laufen wird.

Gestern – Heute – Morgen

Von Peter Wagner

Preisgekrönter Beitrag zum 3. Literaturwettbewerb 2003, Kategorie Prosa/ Erwachsene, des tschechischen “Vereins der Landsleute und Freunde der Stadt Saaz”, des deutschen “Kulturkreises Saaz e. V. Roth” und der Stadt Žatec.

Gestern

Ich bin in einer böhmischen Kleinstadt – Saaz|Žatec – aufgewachsen. Als Kind habe ich es realistisch nicht wahrgenommen, was um mich geschieht, auch als ein Soldat mir seine Pistole an meinen Kopf hielt und von meiner Mutter „Uri, Guld“ forderte. Aber ich sah auch, als wir bei meiner Tante, gegenüber der Stadtpfarrkirche, Unterschlupf fanden, dass die gleichen Soldaten, als Sie an dieser Kirche vorbeigingen, sich bekreuzigten. Als Kind konnte ich nicht verstehen, dass mein Vater und mein Bruder eingesperrt wurden und mein Vater nicht mehr aus Postelberg zurückkam. Auch meine Mutter und ich wurden in der halbfertigen Kaserne am Rande der Stadt eingesperrt. Man sagte mir, weil ich ein Deutscher bin, sind wir hier und ich musste bis zur Ausweisung nach Bayern eine weiße Armbinde tragen mit einem „N“ darauf. Aber mein Cousin durfte bleiben, weil seine Frau eine Slowakin gewesen ist. In meinem kindlichen Irrglauben war ich fest entschlossen, auch eine Slowakin zur Frau zu nehmen, und meinte alle Schwierigkeiten seien damit gelöst. Als ich 1946 über die Grenze kam, habe ich die Armbinde weggeworfen.

Sobald alles offiziell wurde, spürte ich die Bedrohung. Die einzelnen Menschen, denen ich begegnete, waren zum Großteil nett zu mir. Sie stöhnten nur, wie grausam diese Zeit ist und Sie verstünden diese Zeit nicht mehr.

Es ist eine schlechte Zeit gewesen, aber ich habe Menschen getroffen, die gut zu mir gewesen sind.

Heute

Ich wohne in Bayern, hier bin ich zuhause, jedoch daheim bin ich noch immer in Saaz|Žatec. Nach meiner Meinung ist Heimat dort, wo man geboren ist. Ich fühle mich wohl und habe keine Slowakin geheiratet und habe auch keine Schwierigkeiten. Trotzdem komme ich gerne wieder in meine Geburtstadt zurück, auch wenn ich traurig bin. Wenn ich sehe, wie die Stadt aus Ihren Problemen nicht heraus kommt, wie Teile der Altstadt regelrecht zerfallen und viele Menschen Angst haben, mit Deutschen zu sprechen. Vielleicht schämt man sich, was da geschehen ist, obwohl der einzelne wahrscheinlich gar nichts dafür kann.

Die jedoch, die miteinander sprechen, werden von ihren eigenen Leuten mit Misstrauen und Unverständnis behandelt. Wir sollten ohne Emotionen über alles miteinander reden können, auch über die Geschichte vor 1947. Mir fällt dabei eine Geschichte ein, die mich besonders beeindruckt hat. Ich saß mit meinem Freund im Gasthaus. Am Tisch saß ebenfalls ein junger Gast. Mein Freund hat ihm erzählt, ich sei auch in dieser Stadt geboren, obwohl ich kein Wort tschechisch spreche. Das konnte und wollte er nicht glauben. Was ihn dann noch völlig aus der Fassung brachte, war meine tschechische Geburtsurkunde, die ich dabei hatte.

Wenn es Menschen gibt, die bei den Nazi-Schergen im KZ gesessen sind und trotzdem zur Versöhnung mit den ehemaligen Bewohnern aufgerufen haben, so kann ich vor diesen Menschen nur meinen Hut ziehen und beide Seiten dazu aufrufen, es ihm gleich zu tun.

Es ist noch keine besonders gute Zeit, und ich habe Menschen getroffen, die unglücklich sind.

Morgen

So wie es gestern und heute ist, kann es morgen nicht bleiben. In einem gemeinsamen Haus Europa sollten wir schon miteinander reden und zusammenarbeiten, um unsere Stadt wieder aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken. Diese Stadt hat etwas Besseres verdient für die nächsten 1000 Jahre als so zu sein, wie sie heute ist.

Es wird eine gute  Zeit sein und wir werden Menschen treffen, die zufrieden und glücklich sind.

Die deutsch-tschechischen Beziehungen sind besser als ihr Ruf

Frau Wurdinger, Otokar Löbl, Petr Šimáček, Peter Wagner, Andreas Kalckhoff (v.l.n.r.), ganz links verdeckt Uta Reiff

Deutsche und Tschechen können besser miteinander, als es die Öffentlichkeit in beiden Ländern wahrhaben will. Am 13. September 2003 – am Vorabend des Saazer Treffens in Roth – kamen in Georgensgmünd Deutsche und Tschechen zusammen mit dem Ziel, der Stadt Saaz eine neue Zukunft im gemeinsamen Haus Europa zu geben.

Im Bürgerhaus „Krone“ trafen sich die Mitglieder des im Mai gegründeten „Fördervereins der Stadt Saaz/ Žatec“, der mit dem Kulturkreis Saaz e.V. Roth und der tschechischen „Vereinigung der Landsleute und Freunde der Stadt Saaz“ durch die Erklärung des „Saazer Wegs“ verbunden ist. Der „Saazer Weg“ ist der Versuch, sich von der Vergangenheit und ihren schrecklichen Ereignissen nicht gefangen nehmen zu lassen, sondern der Zukunft eine Chance zu geben. Die den Saazer Weg gehen wollen, sind überzeugt: Ohne Erinnerung kann es keine Versöhnung geben, aber ewige Vorwürfe helfen auch nicht weiter.

Deshalb geht es den Mitgliedern des „Fördervereins“ nicht nur um die rückhaltlose Vergegenwärtigung der gemeinsamen Geschichte, sondern um die Zukunft, die kulturelle und wirtschaftliche Förderung der geliebten Geburts- und Heimatstadt.

Dass sich die Arbeit des Fördervereins nicht in Fensterreden erschöpft, zeigen seine jüngsten Beschlüsse zu einer Reihe von Projekten, die in den nächsten drei Jahren realisiert werden sollen. Dazu gehören die Gründung einer Saazer Monatszeitschrift mit deutscher Beilage ebenso wie ein historisches Seminar („Saazer Gespräche“) im Rahmen der Saazer Tausendjahrfeier 2004, ein Denkmal auf dem Judenfriedhof für die unter der Naziherrschaft ermordeten jüdischen Saazer sowie eine Gedenktafel für die Opfer von Postelberg anlässlich des 60. Jahrestages des Massakers. Projekte für die Zeit nach 2005 sind die Gründung eines deutschen Geschichtsmuseums, ein deutsch-tschechischer Jugendaustausch und ein Internetportal der Stadt in Deutschland.

Ganz aktuell ist Vorschlag der „Fördervereins“, anlässlich der Umgestaltung des Marktplatzes, bei der der „Ringplatz“ wieder in einen früheren Zustand versetzt werden soll, zumindest einen der historischen Zierbrunnen zu rekonstruieren. Die finanziellen Mittel dazu sollen aus einer weltweiten Spendensammlung unter Saazern kommen.

Die Projekte des „Fördervereins“ – zu dessen Mitgliedern auch Tschechen gehören – zeigen, dass sich Tschechen und Deutsche ohne Zorn und nationalistische Scheuklappen über Vergangenheit und Zukunft verständigen können. Zur Mitarbeit an dieser großen Aufgabe sind alle alten und neuen Saazer sowie alte und neue Freunde unserer schönen Stadt an der Eger aufgerufen.

Fotos vom Förderverein:

Fotos vom „Saazer Treffen“ in Roth am 14. September 2003:

Förderverein für Saaz|Žatec gegründet

Deutsche und Tschechen können besser miteinander, als es die Öffentlichkeit in beiden Ländern wahrhaben will. Am Sonntag, den 25. Mai 2003 trafen sich in Schwabach Deutsche und Tschechen, um den „Förderverein der Stadt Saaz|Žatec“ zu gründen.

Ziel der Gründungsmitglieder – gebürtige Saazer beider Nationen und ihre Angehörigen – ist die kulturelle und wirtschaftliche Förderung dieser tausendjährigen Hopfenstadt auf ihrem Weg in das gemeinsame Haus Europa. Dazu gehört die Vergegenwärtigung der gemeinsamen Geschichte von Tschechen und Deutschen. Schmerzliche Ereignisse dürfen dabei nicht verschwiegen werden. Insbesondere die Saazer Jugend hat ein Anrecht auf die volle historische Wahrheit. Ohne Wissen hat Versöhnung keine Chance, ohne Vergangenheit gibt es keine Zukunft.

Die Gründungsversammlung hat bewiesen, dass sich Tschechen und Deutsche ohne Zorn und nationalistische Scheuklappen über Vergangenheit und Zukunft verständigen können. Zur Mitarbeit an dieser großen Aufgabe sind alle alten und neuen Saazer sowie alte und neue Freunde dieser schönen Stadt an der Eger aufgerufen.

Bestandteil der Vereinssatzung ist die Erklärung → Der Saazer Weg

Über Vergangenheit Wahrheit sprechen

Von Dagmar Keberlová | Tschechischer Rundfunk 7 Radio Prag, 20. September 2002

Unter dem Namen „Mit der Wahrheit zur Versöhnung“ hat am Donnerstag ein Treffen von Tschechen und deutschen Landsleuten aus Žatec stattgefunden. Ziel des Treffens war es, gemeinsam der Nachkriegsereignisse des Jahres 1945 zu gedenken.

Peter Klepsch (Foto: CTK)

Peter Klepsch (Foto: CTK)

Peter Klepsch erzählt in Žatec über Juni 1945.  An der Veranstaltung, die von der „Bürgerlichen Vereinigung der Landsleute und Freunde der Stadt Saaz“ [Verein der Landsleute und Freunde der Stadt Žatec] zusammen mit dem Kulturkreis Saaz organisiert wurde, wurde des Massakers bei Žatec gedacht, das laut dem Veranstalter Petr Šimáček zu einem der größten nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte. Mehr dazu von Petr Šimáček:

In Postoloprty bei Žatec wurden damals im Juni 1945 an die 800 Deutsche erschossen. Nach dem Jahre 1989 setzte sich die Polizei mehrmals mit diesem Massaker auseinander, sie legte diesen Fall aber aufgrund mangelnder Zeugen und Beweise immer wieder beiseite. Wir haben aufgrund der guten Beziehungen mit deutschen Landsleuten einen Pietätsakt in Postoloprty organisiert. Wir dachten uns, wir müssen auf die ungeklärten Ereignisse der Nachkriegszeit hinweisen.

Der Beweggrund ist für die Organisatoren, dass die Öffentlichkeit heute noch die Wahrheit nicht weiß und die Historiker in beiden Ländern die Fakten nach wie vor aus ihrer eigenen Sicht auslegen, so Herr Šimáček weiter. Sie wollen sich damit auch weiter auseinander setzen:

Mit unseren Landsleuten kommen wir auch zweimal pro Jahr zusammen und da sprechen wir auch über dieses Ereignis. Wir sind aber noch zu keinem Ergebnis gekommen. Bis heute wurden der Bürgermeisterin von Postoloprty, Bedriska Zakourilova, zufolge die Überreste aus den Massengräbern nicht gefunden. Man weiß nicht, wohin sie überführt wurden. Laut ihr waren dort auch Überreste von Gefangenen aus Nazi-Lagern. Auch wir haben in Postoloprty nicht gewusst, an welcher konkreten Stelle wir die Kränze und Blumen niederlegen sollen. Wir haben sie also am Anfang des Ortes niedergelegt, wo das Massaker unserer Meinung nach stattgefunden haben könnte.

In einem ständigen Dialog bemühen sie sich, der Öffentlichkeit diese Sachen zu erklären. Dafür haben sie auch ein Projekt ins Leben gerufen, das Saazer Weg heißt, über das wir in den Sendungen von Radio Prag bereits informiert haben.