Saaz wird am 12. September 2015 gleich zweifach feiern: die „Tage des europäischen Erbes“ und die Verleihung der Stadtrechte von 1265 durch König Ottokar II.
Die „Tage des europäischen Erbes“ (European Heritage Days) wurden 1991 auf Initiative des Europarates begründet. Sie sollen die Öffentlichkeit für die Bedeutung des kulturellen Erbes sensibilisieren und Interesse für die Denkmalpflege wecken. Dazu werden europaweit Baudenkmäler, die sonst teilweise oder ganz verschlossen sind, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und Spezialführungen angeboten. Erstmals gab es einen Tag des Denkmals 1984 in Frankreich.
Saaz verbindet diese Veranstaltung im September mit der 750-Feier zur Beurkundung der Stadtrechte durch König Ottokar II. Přemysl 1265. 1235-48 hatte Saaz zahlreiche städtische Privilegien erworben, die jetzt bekräftigt wurden: eigene Gerichtsbarkeit (das Recht, Schuldner und andere Übeltäter zu arretieren und zu richten), Marktrecht, Recht des Schultheißen, während Märkten die Angelegenheiten der Besucher zu richten und zwar bis eine Meile vor der Stadt („Meilenrecht“), Verbot von Schankstätten im Umkreis der Stadt (Konkurrenzverbot), Straßenführung über Saaz („Straßenzwang“), Freizügigkeit, Braurecht (jeder Saazer Bürger, der innerhalb der inneren Stadtmauer ein Haus besaß, durfte Bier brauen), Rechtsstellung als königliche Stadt. Die Originalurkunde ist nicht erhalten, jedoch durch eine Abschrift des berühmten Stadtschreibers Johannes von Saaz in der Stadtchronik überliefert.
Frische Luft auf dem Sudetendeutschen Tag in Augsburg
Beim traditionellen Pfingstreffen der Deutschböhmen erfährt der neue Kurs der Landsmannschaft große Zustimmung – Förderverein der Stadt Saaz|Žatec unterstützt Bernd Posselt – Ausstellung „Wilde Vertreibung“ zieht viele Besucher an
Reißt die Fenster auf! Lasst frische Luft herein! Habt keine Angst! Das, liebe Landsleute, ist ein ganz entscheidendes Wort. Habt keine Angst. Wir wollen die Fenster aufreißen, wir wollen die frische Luft herein lassen, wir wollen einen festen und realistischen Blick in eine bessere Zukunft tun.
Mit diesen Worten schloss Bernd Posselt, Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL), seine Festrede zum Pfingsttreffen 2010. Er nahm darin einen Anlauf, seinen Verband aus dem Abseits verhärteter und überholter Positionen herauszuführen.
Nun, fünf Jahre später, hat er einen Teil seines Ziels erreicht. Die Bundesversammlung der Sudetendeutschen strich vor kurzem mit der überwältigenden Mehrheit von knapp 72 Prozent die Forderung nach „Wiedergewinnung“ der Heimat und „Rückgabe des konfiszierten Eigentums“ aus der Satzung, die als Gebietsanspruch missverstanden werden kann und der Aussöhnung mit den Tschechen im Wege steht. In der Tschechischen Republik nimmt seit 2010 die Wahrnehmung des Leidens der Sudetendeutschen während und durch die Vertreibung zu. Jüngstes Beispiel dafür ist das Bedauern des Brünner Stadtrats über die Vertreibung der deutschen Mitbürger am 30. Mai 1945. Beim sogenannten „Brünner Todesmarsch“ wurden 20.000 Deutsche aus der Stadt vertrieben, mehrere Tausend starben dabei an Hunger und Erschöpfung. Bernd Posselt sagte dazu, er rechne mit ähnlichen Erklärungen in anderen Kommunen.
In seiner Rede am Pfingstsonntag, den 24. Mai 2015, in der Augsburger Schwabenhalle warb Posselt für eine „Wiederbelebung der Partnerschaft“ von Deutschen und Tschechen. Es gehe für die Sudetendeutschen „nicht darum, dass wir Wunden lecken, es geht auch nicht darum, dass wir irgendwelche Schmerzen über die Generationen hinweg am Leben erhalten wollen“. Vielmehr sei es „für uns ganz entscheidend, dass offen, ehrlich, ungeschminkt, ohne etwas zu verschweigen und ohne etwas zu beschönigen über das Verbrechen der Vertreibung gesprochen wird, im Sinne eines „nie wieder“. Dies sei „ein Dienst an der Zukunft“.
Die Rede wurde überwiegend positiv aufgenommen, vereinzelte Pfiffe änderten daran nichts. Ministerpräsident Seehofer nannte Posselt einen „Brückenbauer“. Im Vorfeld des Pfingsttreffens hatte er bereits den „Verzicht der Sudetendeutschen auf Restitution und Entschädigung“ gelobt. Das gefiel allerdings nicht allen. Wie schwer sich Teile der Landsmannschaft mit dem neuen Kurs tun, zeigen die Reaktionen in einigen Ortsverbänden, wo von „Verrat“ die Rede ist. Der sudetendeutsche Witikobund verbreitet gar, wer das Recht der Vertriebenen auf Heimat und Restitution leugne, sei ein Verbrecher; die Satzungsänderung bedeutete „den Schlussstrich unter das Sudetenland“.
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Auch der Förderverein der Stadt Saaz|Žatec unterstützt den Reformkurs der Landsmannschaft. Otokar Löbl, der Bernd Posselt schon 2010 öffentlich ermuntert hat, den Worten Taten folgen zu lassen, erklärte jetzt, die neue Politik entspreche dem Geist des „Saazer Weges“, er werde sie deshalb mit vollen Kräften unterstützen. Auf Einladung der Landsmannschaft zeigte der Förderverein in Augsburg noch einmal die Ausstellung „Wilde Vertreibung“. Dort war neben den Schrecken der Vertreibung auch zu sehen, was Posselt in seiner Rede nur indirekt andeutete: dass die Deutschen in Böhmen – nicht nur Hitlers Besatzungsarmee, sondern auch die ansässigen Sudetendeutschen – zwischen 1938 und 1945 Schuld auf sich geladen haben. Die Vertreibung kam nicht aus heiterem Himmel, auch wenn es vielen so scheinen wollte.
Die Ausstellung war schon bei früheren Pfingsttreffen zu sehen und traf auch damals auf Interesse. Doch diesmal waren Interesse und Zuspruch ungleich größer. Offensichtlich hat Posselts Reformkurs bei vielen Sudetendeutschen ein Umdenken ausgelöst und Menschen zum Pfingsttreffen gebracht, die in der traditionellen Konfrontationspolitik und den rituellen, realitäts- und geschichtsfernen Forderungen an die Tschechen keine Zukunft sehen. Das Diskussionsbedürfnis der Besucher war groß, die Zustimmung zur Ausstellung – von Ausnahmen abgesehen – erfreulich. Zu den Besuchern gehörte auch der Generalkonsul der Tschechischen Republik, Milan Čoupek, der die Ausstellung gerne nach München holen möchte.
Die Ausstellung war bereits in Frankfurt am Main (März 2012), Nürnberg (Sudetendeutscher Tag Juni 2012), Straubing (August 2012), Georgensgmünd (Saazer Treffen September 2012), Wiesbaden (November 2012), Weißenburg/ Mittelfranken (August 2013) und Nürnberg (September 2013) zu sehen.
Saaz|Žatec und Sachsen im Wandel der Jahrhunderte
Glaubensbrüderschaft, Fremdenverkehr und Euroregion Erzgebirge
Von PhDr. Petr Hlaváček, Ph.D., Collegium Europaeum / Univerzita Karlova
Die politischen, wirtschaftliche und kulturellen Kontakte von Saaz zu den angrenzenden sächsischen Gebieten jenseits des Erzgebirges sind archäologisch und schriftlich seit dem 10./ 11. Jahrhundert belegt. Sie nahmen seit der Mitte 13. Jahrhundert zu, als Saaz freie Königsstadt und somit einer der Mittelpunkte Nordwestböhmens wurde. Zum Beispiel legte das Zisterzienserkloster Grünhain aus dem sächsischen Erzgebirge zwischen Saaz und Kaaden die ersten Weinberge an. Das Saazer Bürgertum trieb regelmäßigen Handel u. a. mit Leipzig. Seit dem 15. Jahrhundert lieferte Saaz sein Bier auch in die Bergbaustädte im sächsischen Erzgebirge.
Saaz war seit dem 15. Jahrhundert ein namhafter Stützpunkt des christlichen Nonkonformismus und der böhmischen Reformation. Auf religiös-kulturellem Gebiet ergaben sich deshalb Kontakte besonders zu den Waldensern in Sachsen und Meißen. Saaz war zu diesen Zeiten eine tschechisch-deutsche Stadt mit überwiegend tschechischsprachigen Bewohnern und einer bedeutenden jüdischen Gemeinde.
Im 16. Jahrhundert unterhielt die Stadt Saaz, die eine reich ausgestattete Stadtschule besaß, intensive Beziehungen zur lutherischen Reformation und zur Universität Wittenberg. 1521 predigte der radikale Reformer Thomas Müntzer auf seinem Weg von Sachsen nach Prag auch in Saaz. Der Hebraist Matthäus Aurogallus (Goldhahn) aus Komotau, Rektor der Wittenberger Universität und Mitarbeiter Martin Luthers, besuchte Saaz im Jahre 1529. Viele junge Leute aus Saaz studierten in Wittenberg und Leipzig. 1539 beteiligten sich Saazer Utraquisten in Annaberg an einer theologischen Disputation mit sächsischen Lutheranern. In der Folgezeit wurde Sachsen zum Zufluchtsort für Saazer Utraquisten und Protestanten, die nach 1625 Stadt verlassen mussten. Zentrum des Saazer Exils war das sächsische Freiberg, wo auch der Saazer Bürgermeister Tomáš Dentulín Zuflucht fand.
Im 17. und 18. Jahrhundert waren die kulturellen, religiösen, intellektuellen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Saaz und den sächsischen Grenzgebieten wegen der strikten Konfessionalität eher eingeschränkt. Immerhin führte seit 1760 die wichtigste Postkutschenlinie zwischen Prag und Leipzig durch das Saazer Land.
Im Zuge der Industrialisierung Anfang des 19. Jahrhunderts kam es zu einer Wiederbelebung der Beziehungen zwischen Saaz und dem Saazer Land mit dem benachbarten Königreich Sachsen, wobei seit Mitte des Jahrhunderts die jüdische Gemeinde eine bedeutende Rolle spielte. Aus ihr kamen bedeutende Persönlichkeiten des Unternehmertums (besonders im Hopfenhandel), aber auch der Intelligenz, wie zum Beispiel Otto Stein, Professor der Indologie an der Deutschen Universität in Prag, der Kontakte zur Leipziger Universität unterhielt, und 1942 ein Opfer des Holocaust wurde.
In der Zwischenkriegszeit gab es erste Anläufe zu einem tschechisch-sächsischen Fremdenverkehr, in dem das Saazer Land, reich an Sehenswürdigkeiten und Naturschönheiten, eine starke Stellung behauptete. Diese ersprießliche Entwicklung wurde allerdings durch den Schrecken des totalitären deutschen Nationalsozialismus unterbrochen. Dieser zerstörte nicht nur das Zusammenleben der Tschechen, Deutschen und Juden in Saaz, sondern auch die Beziehungen zu den sächsischen Städten Freiberg, Annaberg und anderen. Die zehn Jahre von 1938 bis 1948 führten zuerst zur Unterdrückung der Tschechen in Saaz, die Vernichtung der ansässigen Juden und schließlich zur Vertreibung der deutschsprachigen Saazer. Es folgte die brutale Zerstörung der übrig gebliebenen Sozialstrukturen in der Zeit des Kommunismus.
Die Zeiten von ČSSR und DDR waren für eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Saaz und Sachsen nicht günstig. Das änderte sich mit der politischen Wende von 1989, als Tschechen und Sachsen erneut ihre Freiheit erlangten. Heute ist die Stadt Saaz wieder ein bedeutendes regionales Zentrum des Aussiger Kreises und aktives Mitglied in der Euroregion Erzgebirge. Eine Partnerstadt ist Thum im sächsischen Erzgebirge. Die Zukunft der tschechisch-sächsischen Kooperation, in der die Stadt Saaz in der Vergangenheit eine bedeutende Aufgabe hatte, ist wieder offen für neue Herausforderungen. Gerade Saaz mit seiner glanzvollen Geschichte, die mit Tschechen, Deutschen und Juden verbunden ist, kann eine Schlüsselrolle in der tschechisch-deutschen Versöhnung und bei der gemeinsamen Suche nach einer europäischen Identität einnehmen.
Saazer Weihnachtsgrüße 2014
Den Freunden von Saaz und allen, die es werden wollen:
Frohe Weihnachten und ein Gutes Neues Jahr!
Ausstellung in der Saazer Synagoge
auch im Internet : www.saaz-juden.de
Bericht des Saazer Fernsehen über die Ausstellung
Ausstellung „Die Juden von Saaz“ in Nordböhmen eröffnet
Von Hannah Illing, Radio Prag 18. September 2014
Im nordböhmischen Žatec|Saaz hat vergangene Woche eine historische Ausstellung eröffnet: „Die Juden von Saaz“. Sie dokumentiert Geschichte, Kultur und Schicksal der Saazer Juden seit dem Mittelalter. Die 1200 jüdischen Einwohner trugen vor dem Zweiten Weltkrieg bedeutend zum Stadtleben bei. Konzipiert hat die Ausstellung der Förderverein der Stadt Saaz.
Rund 18.000 Einwohner hatte die Stadt Saaz in den 1930er Jahren. Etwa 1200 davon waren Juden. 10-15 von ihnen überlebten den Holocaust und kehrten nach 1945 in ihre Heimatstadt zurück. Dieses Zahlenspiel veranschaulicht aber nur einen Teil der Geschichte der Saazer Juden. Der Vorsitzende des Fördervereins der Stadt Saaz, Otokar Löbl, erzählt:
Die ersten Juden waren nachweislich schon 1350 in Saaz. Das steht so in den Stadtbüchern. Später gab es natürlich auch Pogrome, da sind die Juden teilweise verjagt worden. Aber erst durch die Toleranzgesetze im 18. Jahrhundert haben sich die Juden wieder aus den Dörfern in der Stadt Saaz angesiedelt. Sie haben dann sehr viel Handel getrieben und sich stark am kulturellen und wirtschaftlichen Leben beteiligt.
Heute lebt nur noch eine jüdische Familie in Saaz. Selbst die Juden, die nach dem Zweiten Weltkrieg zurückgekehrt waren, verließen ihre Heimatstadt bald Richtung Israel. Da die meisten Saazer Juden Deutsch sprachen, wurden sie von der tschechischen Bevölkerung damals nicht gern gesehen, erzählt Löbl. Der Unternehmer hat selbst Wurzeln in der Stadt: Fast alle seine Vorfahren waren Saazer Juden, die im Holocaust in den Vernichtungslagern Treblinka und Auschwitz ermordet wurden. Nur seine Großmutter und eine Tante überlebten. Heute setzt sich Löbl dafür ein, dass die Saazer Juden nicht in Vergessenheit geraten.
Deshalb hat er gemeinsam mit dem Förderverein der Stadt Saaz und mit dem Historiker Andreas Kalckhoff die Ausstellung „Juden in Saaz“ konzipiert. Der Adalbert-Stifter-Verein, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds unterstützen das Projekt.
Es handelt sich um eine Dokumentation mit Bildern und mit einer Schilderung der ganzen Geschichte der Saazer Juden von Anfang an: über die Rabbiner, über die Synagoge und über die Friedhöfe im Saazer Land. Die Ausstellung erzählt auch von der neueren Geschichte und von der Luftbrücke. Nach Vereinbarung können Besucher auch den neu restaurierten jüdischen Friedhof besuchen.
Anders als die Luftbrücke von Berlin ist die „Saazer Luftbrücke“ nur wenigen ein Begriff. Im ersten arabisch-israelischen Krieg im Jahr 1948 fungierte der Saazer Militärflugplatz, dessen Bau kurz vor Kriegsende noch Adolf Hitler in Auftrag gegeben hatte, als Ausgangspunkt für tschechische Waffenlieferungen nach Israel. Das Material stammte teilweise noch aus den ehemaligen Beständen der Wehrmacht.
Da wurden beispielsweise die Messerschmitt-Düsenjäger umgerüstet und nach Israel transportiert. Die Tschechoslowakei hat Israel damals voll unterstützt. So sind über 50 Tonnen Kriegsmaterial und Flugzeuge nach Israel gekommen – überwiegend vom Saazer Flugplatz aus.
Die Ausstellung „Die Juden von Saaz“ ist auch der Auftakt für ein neues Geschichtsmuseum, das in Saaz gerade in Planung ist. Otokar Löbl will es in den kommenden Jahren gemeinsam mit dem Förderverein und in Zusammenarbeit mit Stadt und Regionalmuseum Saaz verwirklichen. Dann soll auch die aktuelle Ausstellung von der Saazer Synagoge in das Museum umziehen.
Unsere Vision ist ein Museum der tatsächlichen Geschichte der Stadt, in der Juden, Tschechen und Deutsche wechselvoll gelebt haben – zeitweise auch sehr friedlich miteinander.
Die Ausstellung „Die Juden in Saaz“ ist eine Dauerausstellung. Wer sie besichtigen will, muss sich bei der Touristeninformation im Saazer Rathaus den Schlüssel borgen. Der Eintritt ist frei.
Die Ausstellung ist auch im Internet erreichbar unter www.saaz-juden.de
Dauerausstellung „Die Juden von Saaz“ eröffnet
Die Saazer Synagoge hat jetzt wieder eine Bestimmung | Die jüdische Geschichte von Saaz ist nicht vergessen | Festliche Eröffnung mit der Prager Klesmer-Band „Trombenik“ | Warnung vor neuem Antisemitismus | Ausstellung auch mit deutschem Text | Eröffnung am 3. September 2014
Die Ausstellung des Fördervereins der Stadt Saaz|Žatec e. V. dokumentiert auf 14 Tafeln Geschichte, Kultur und Schicksal der Saazer Juden vom Mittelalter bis in die Nachkriegszeit und informiert auf weiteren drei Tafeln über die Luftbrücke von Saaz nach Ekron in Israel, die im Sommer 1948 maßgeblich zur Gründung des jüdischen Staates beigetragen hat. Es ist begrüßenswert, dass sie dank des Eigentümers Daniel Černý eine Heimstatt in der Saazer Synagoge gefunden hat, die damit eine neuer Bestimmung hat. Seit der Zerstörung ihrer Inneneinrichtung in der „Reichskristallnacht“ 1938 haben dort keine Gottesdienste mehr stattgefunden.
Jüdische Kaufleute gab es in Böhmen bereits im 10. Jahrhundert. Eine erste jüdische Niederlassung in Saaz soll sich nahe der Eger befunden haben. Die erste urkundliche Erwähnung von Juden in Saaz stammt aus dem Jahr 1350. Spannungen zwischen Christen und Juden aus religiösen und wirtschaftlichen Gründen gab es immer wieder mal, doch das Saazer Judenpogrom von 1541 war der Auftakt zur Vertreibung der Juden aus der Stadt. Die Vertriebenen zogen in die benachbarten kleineren Orte, wo sie unbehelligt leben konnten. Es dauerte 200 Jahre, bis die Wohnsitzbeschränkung der Juden in Böhmen aufgehoben wurde.
Ab 1850 ließen sich wieder jüdische Familien in Saaz nieder und eine neue Blütezeit jüdischen Lebens begann. Mit ihrem Bildungsdurst, ihrem Kunstsinn, ihrer Wirtschaftskraft und ihrem sozialen Engagement trugen sie nicht unerheblich dazu bei, dass Saaz zu einer wohlhabenden Stadt mit reichem Kulturleben wurde. Der Bau der Synagoge – die zweitgrößte Böhmens und berühmt für ihre Akustik –, die Errichtung eines prächtigen Portals für den neu angelegten Friedhof und der Bau respektabler Wohnhäuser waren der sichtbare Ausdruck ihres verdienten Wohlstands.
Durch biologistisch-rassistischen Antisemitismus, der Ende des 19. Jahrhunderts aufkam und vor allem von deutsch-nationalen Kräften getragen wurde, aber auch bei tschechischen Nationalisten Anklang fand, entstand eine neue Bedrohung für die Juden. Wie sich zeigen sollte, schützte ihr patriotisches, soziales und kulturelles Engagement sie nicht vor antisemitischem Hass. Das wurde in der 1. Tschechoslowakischen Republik schlimmer und fand seinen schrecklichen Höhepunkt im Holocaust während der deutschen Besatzung 1939-1945. Die Juden wurden zuerst aus Saaz vertrieben, dann im Ghetto Theresienstadt interniert und schließlich in Auschwitz ermordet. Nur wenige von den fast Tausend Saazern israelitischen Glaubens oder jüdischer Abstammung überlebten.
Eine kleinen Nachtrag erfuhr die große Geschichte der Saazer Juden durch ein heute fast unbekanntes Ereignis aus dem Sommer 1948: Die Tschechoslowakei lieferte am Nahost-Waffenembargo vorbei über eine Luftbrücke Militärgüter nach Israel, darunter Nachbauten der Messerschmidt Bf 109G aus den Škoda-Werken sowie deutsche Waffen, die 1945 zurückgeblieben waren. Dazu wurde ein deutscher Fliegerhorst bei Saaz benutzt, auf dem in diesen Sommermonaten auch einige der wenigen überlebenden Saazer Juden als Bodenpersonal und Zulieferer aushalfen. Zdeněk Klima hat aufgrund eigener Forschungen die entsprechenden Ausstellungstafeln mit Text und Bildern versehen.
Die Texte sind dreisprachig tschechisch, deutsch und englisch.
Zur Eröffnung spielt die Klesmer Band „TROMBELIK“ aus Prag
Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des Ministers für Kultur der Tschechischen Republik, Mgr. Daniel Herrman, und der Bürgermeisterin der Stadt Žatec/Saaz, Mgr. Zdeňka Hamousová.
Sie wird außerdem unterstützt vom Verein der Landsleute und Freunde der Stadt Žatec, von der Jüdischen Gemeinde Teplitz , der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in der Tschechischen Republik und der Botschaft des Staates Israel in der Tschechischen Republik.